Amerika trauert:Tod eines kalten Kriegers

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Der frühere US-Präsident Ronald Reagan ist im Alter von 93 Jahren an einer Lungenentzündung gestorben. Der ehemalige Schauspieler und Republikaner stand für eine vorsichtige Annährung an Russland, innenpolitisch zwang er den USA eine radikale Sozialpolitik auf. George W. Bush sprach von einem "traurigen Tag für Amerika".

Reagan starb nach zehnjährigem Kampf gegen die Alzheimer-Krankheit. Am Sterbebett in Reagans Haus in Los Angeles versammelten sich seine Frau Nancy mit ihren Kindern Ron and Patti Davis. Reagans Sohn aus erster Ehe, Michael, traf kurze Zeit nach dem Tod ein. Todesursache des ehemaligen Präsidenten war eine Lungenentzündung, wie eine Sprecherin der Familie am Samstag mitteilte.

US-Präsident George W.Bush sprach von einem "traurigen Tag für Amerika". Reagan hinterlasse "eine Nation, die er wieder hergestellt hat, und eine Welt, die er gerettet hat", erklärte Bush in einer in Paris veröffentlichten Stellungnahme.

Zu der in Washington geplanten Trauerfeier werden Staatsgäste aus aller Welt erwartet. Die Beisetzung wird voraussichtlich in Kalifornien stattfinden.

Die Amtszeit des konservativen Politikers von 1981 bis 1989 war geprägt von der Schlussphase des Kalten Kriegs mit einer starken Ausweitung der Rüstungsausgaben, Kürzungen bei den Sozialausgaben und einem weit gehenden Abbau staatlicher Wirtschaftsregulierung.

Bundespräsident Johannes Rau würdigte den ehemaligen US-Präsidenten als treuen Verbündeten Deutschlands. "Die Nachricht vom Tod des früheren amerikanischen Präsidenten erfüllt auch viele Menschen bei uns mit Trauer", hieß es in einer am späten Samstagabend verbreiteten Erklärung Raus.

Er hob besonders Reagans Beitrag zum Ende des Kalten Kriegs und seinen berühmten Appell an den sowjetischen Staatschef Michail Gorbatschow hervor. Bei einem Besuch in Berlin 1987 hatte Reagan vor dem Brandenburger Tor ausgerufen: "Herr Gorbatschow, öffnen Sie dieses Tor! Herr Gorbatschow, reißen Sie diese Mauer nieder!"

Während seiner zweiten Amtszeit gelang es Reagan, eine Politik der Kooperation mit der Sowjetunion zu etablieren. Hatte er die UdSSR noch vor einigen Jahren als "Reich des Bösen" bezeichnet, besiegelt er nun mit Michail Gorbatschow den ersten echten Abrüstungsvertrag über die Vernichtung der atomaren Mittelstreckenraketen.

Reagan polarisierte mit seinem innenpolitischen Kurs, außerdem war er in den Skandal um geheime Waffenlieferungen an Iran verwickelt. Trotzdem bleibt er bis heute einer der beliebtesten Präsidenten der USA. Nachdem das Land Selbstzweifel wegen des Vietnamkrieges und der Watergate-Affäre um Präsident Nixon hatte erleiden müssen, fand Ronald Reagan die richtigen Töne, um die Menschen zu versöhnen.

Zähigkeit und Humor stellte er etwa unter Beweis, als er knapp zwei Monate nach seinem Amtsantritt Opfer eines Attentats wurde. Der 25-jährige John Hinckley gab vor einem Hotel in Washington sechs Schüsse auf den Präsidenten ab; eine Kugel traf Reagan am linken Lungenflügel und verletzte ihn schwer.

Offenbar war er sich seiner schweren Verletzung nicht bewusst, denn noch auf dem Operationstisch, kurz bevor die Betäubung Wirkung zeigte, scherzte er mit den Chirurgen: "Bitte sagen Sie mir, dass Sie alle Republikaner sind."

Seine Alzheimer-Erkrankung machte Ronald Reagan 1994 öffentlich. In einem offenen Brief an die Nation erklärte er, er fühle sich verpflichtet, für Verständnis um seine Krankheit und die von ihr betroffenen Menschen zu werben. "Ich wünschte nur, es gäbe einen Weg, [meiner Frau] Nancy diese schmerzliche Erfahrung zu ersparen. [...] Ich beginne jetzt die Reise in die Abenddämmerung meines Lebens. Ich weiß, dass es für Amerika immer einen lichten Morgen geben wird."

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