Amazonas:Scheinheilig

Es ist richtig, sich über die Zerstörung des Amazonas zu empören. Ohne den größten Regenwald der Erde ist der Kampf gegen die Klimaerhitzung kaum zu gewinnen. Die Frage ist nur: Warum erst jetzt? Der Raubbau im Amazonas währt schon so lange.

Von Benedikt Peters

Am Amazonas brennen die Bäume, und es ist richtig, sich darüber zu empören. Ohne den größten Regenwald der Erde dürfte der Kampf gegen die Erhitzung des Klimas nicht zu gewinnen sein. Gleichzeitig hat die Empörung, so, wie sie gerade im Internet daherkommt, aber auch etwas Scheinheiliges, um nicht zu sagen: etwas Ignorantes.

Jede Kritik verdient hat vor allem der Mann, der die Brände zu verantworten hat. Präsident Jair Bolsonaro hat den Umweltschutz in Brasilien systematisch abgewrackt. Großgrundbesitzer und Landspekulanten haben unter ihm freie Hand. Sie können den Regenwald abholzen und mit kontrollierten Bränden Flächen roden, so viel sie wollen. Indigene und Umweltschützer hingegen müssen um ihr Leben fürchten, manche wurden bereits getötet.

Das Entlarvende ist jedoch, dass es all dies schon früher gab, in manchen Jahren wurde beinahe so viel abgeholzt wie nun unter Bolsonaro. In der Zeit vor Greta Thunberg und "Fridays for Future" aber hat sich kaum jemand dafür interessiert. Zumal viele der Bilder, die nun millionenfach über das Internet verbreitet werden, gefälscht oder zumindest veraltet sind. Wer sich nun empört, der sollte darauf achten, dass die Fakten stimmen. Und, wenn der Post abgeschickt ist, nicht abschweifen. Sondern lieber die eigene Ökobilanz durchrechnen.

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