
Alles hatte so schön begonnen für Bernd Lucke. Im März 2013 gründet der Professor der Wirtschaftswissenschaften zusammen mit anderen Professoren die Alternative für Deutschland (AfD). Hier ist er beim ersten informellen Treffen der Partei in Oberursel bei Frankfurt am Main zu sehen. Die Parteimitglieder stehen noch geschlossen hinter dem Euroskeptiker.

Einen Monat später wird Lucke zu einem von drei Vorsitzenden der Partei gewählt. Noch liegt ihr Fokus auf Wirtschaftspolitik, die Kritik an den Kreditprogrammen für Griechenland steht ganz oben auf der Agenda der AfD. Die Aussage von Kanzlerin Angela Merkel, die Rettungspolitik sei "alternativlos", gibt der Partei ihren Namen.

Einst Partner, heute Erzrivalen: Im September 2014 verstehen sich Bernd Lucke und Alexander Gauland, damals Spitzenkandidat der AfD in Brandenburg, noch hervorragend. Mittlerweile ist das Verhältnis zerrüttet. Gauland gehört wie Frauke Petry, die nun erste Vorsitzende der Partei ist, zum rechtskonservativen Flügel der Partei. "Wir sind die ganz natürlichen Verbündeten dieser Bewegung", sagte er zum Beispiel über die islamfeindliche Pegida-Bewegung.

Lucke hatte kurz vor seinem Sturz beim Parteitag in Essen noch die Kontakte der AfD zu Pegida kritisiert. In seiner Rede warnte er davor, Millionen Deutsche muslimischen Glaubens auszugrenzen und wegen ihrer Religion zu diffamieren. Dafür wurde er von Petry-Anhängern ausgebuht.

Doch zunächst lässt Lucke die rechten Strömungen in seiner Partei gewähren. Der Erfolg, den die rechtspopulistischen Wahlkämpfe einbringen, ist verlockend. Letztlich wurde ihm das nun zum Verhängnis. Mit fast zehn Prozent der Stimmen beginnt Ende August 2014 in Sachsen eine kleine Erfolgsserie der Partei.

Weiter geht es wenig später in Brandenburg. Auch hier hat Lucke Grund zu jubeln. (Wie die AfD in Brandenburg Stimmen aus dem rechten und sogar dem linken Lager gewinnen konnte, lesen Sie hier.)

Schon längst keine Freunde mehr, nun nicht einmal mehr Parteikollegen: AfD-Gründer Bernd Lucke und Rivalin Frauke Petry. Den Machtkampf, den Lucke nun gegen Petry verlor, hat er selbst gesucht. Als alleiniger Vorsitzender wollte er das Ruder herumreißen und die Partei aus der rechten Schmuddelecke führen. Doch es war zu spät.

Zuletzt hatte Lucke noch versucht, mit dem Verein "Weckruf 2015" die wirtschaftsliberalen Kräfte in seiner Partei hinter sich zu versammeln. Doch eine Mehrheit fand er damit nicht. Jetzt hat Lucke die Partei, die ihm nicht mehr folgen wollte, verlassen.