Das Politische Buch:Speers Holz

Das Politische Buch: Aufnahme eines Architekturmodells, das die Planungen des Generalbauinspektors Albert Speer für den "Großen Platz" nordwestlich des Brandenburger Tores aus der Zeit um 1940 zeigt. Herausragend hierbei die gigantische "Große Halle", die mehr als 150 000 Menschen fassen sollte. Die Aufnahme der Berliner Staatlichen Bildstelle lässt die Aufstellung des Modells auf einem fahrbaren Gestell erahnen, der Hintergrund war mit einem schwarzen Vorhang abgedunkelt. Zur Vorbereitung einer späteren Publikation wurde auf der Glasnegativplatte ein Bildausschnitt abgeklebt.

Aufnahme eines Architekturmodells, das die Planungen des Generalbauinspektors Albert Speer für den "Großen Platz" nordwestlich des Brandenburger Tores aus der Zeit um 1940 zeigt. Herausragend hierbei die gigantische "Große Halle", die mehr als 150 000 Menschen fassen sollte. Die Aufnahme der Berliner Staatlichen Bildstelle lässt die Aufstellung des Modells auf einem fahrbaren Gestell erahnen, der Hintergrund war mit einem schwarzen Vorhang abgedunkelt. Zur Vorbereitung einer späteren Publikation wurde auf der Glasnegativplatte ein Bildausschnitt abgeklebt.

(Foto: Brandenburgisches Landesdenkmalamt)

1700 Glasnegativplatten, die einst Generalbauinspektor Albert Speer in Auftrag gab, ermöglichen einen neuen Blick auf die Planungen von NS-Architekten.

Von Knud von Harbou

Adolf Hitler umschrieb 1938 die berühmten Bauten der Menschheitsgeschichte als "Worte aus Stein". Dazu sollten auch seine geplanten Monumente zählen. Peter Schamoni und Alexander Kluge gaben ihrem Film über das Nürnberger Parteitagsgelände in Anklang daran den Titel "Brutalität in Stein" (1960). Sie wollten damit den inhärenten Zusammenhang zwischen Architektur und Ideologie des NS-Systems demonstrieren.

Das Politische Buch: Aufnahme eines Architekturmodells mit der in der Zeit des Nationalsozialismus geplanten Erweiterung der Berliner Museumsinsel. Der Architekt Wilhelm Kreis entwarf am Nordufer der Spree ein Ensemble aus Ostasiatischem, Ägyptischem und Germanischem Museum (v.l.n.r.). Das Glasnegativ aus dem Messbildarchiv des Brandenburgischen Denkmalamtes zeigt lasurartige Retuschen innerhalb des gewählten Bildausschnitts, der damit für eine zukünftige Publikation vorbereitet wurde. Über diese starken, irreversiblen Eingriffe entstand eine von Generalbauinspektor Speer gewünschte Bildästhetik, die er im Sinne seiner baupolitischen Propaganda, u.a. in der Zeitschrift "Baukunst", strategisch einzusetzen wusste.

Aufnahme eines Architekturmodells mit der in der Zeit des Nationalsozialismus geplanten Erweiterung der Berliner Museumsinsel. Der Architekt Wilhelm Kreis entwarf am Nordufer der Spree ein Ensemble aus Ostasiatischem, Ägyptischem und Germanischem Museum (v.l.n.r.). Das Glasnegativ aus dem Messbildarchiv des Brandenburgischen Denkmalamtes zeigt lasurartige Retuschen innerhalb des gewählten Bildausschnitts, der damit für eine zukünftige Publikation vorbereitet wurde. Über diese starken, irreversiblen Eingriffe entstand eine von Generalbauinspektor Speer gewünschte Bildästhetik, die er im Sinne seiner baupolitischen Propaganda, u.a. in der Zeitschrift "Baukunst", strategisch einzusetzen wusste.

(Foto: Brandenburgisches Landesdenkmalamt)

Dieser spiegelt sich jetzt erneut in einer umfangreichen Dokumentation des "Auftrags Speer" an die Staatliche Bildstelle Berlins aus dem Jahr 1938 wider, in der zahllose Gebäude, Modelle, Pläne, Zeichnungen aus unterschiedlichster Perspektive abfotografiert wurden.

Vorzügliche wissenschaftliche Erschließung

Erst jetzt wurde dieser Bestand nach Restauration der 1755 großformatigen Glasnegative zugänglich. Das Konvolut war bisher weder katalogisiert noch im Einzelnen erforscht; zu DDR-Zeiten galt der Auftrag als "streng geheim". Die vielen detailreichen Abbildungen - darunter "Hitlerskizzen" aus Linz, chemisch retuschierte Fotografien und vor allem diverse Modelle zum NS-gerechten Umbau der Reichshauptstadt - mit vorzüglicher wissenschaftlicher Erschließung vermitteln einen umfassenden Einblick in die megalomanen Planungen des damaligen Generalbauinspektors Albert Speers und anderer maßgeblicher Architekten der Zeit des Dritten Reichs aus neuer Perspektive.

Thomas Drachenberg (Hg.): Der "Auftrag Speer" der Staatlichen Bildstelle Berlin. Zur wissenschaftlichen Erschließung eines fotografischen Bestandes im Messbildbildarchiv des Brandenburgischen Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologischen Landesmuseums. Lukas Verlag, Berlin 2022. 381 Seiten, 40 Euro.

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