Süddeutsche Zeitung

Albanien:Sozialisten siegen

Die Partei von Albaniens Premier Rama kann mit einer absoluten Mehrheit rechnen.

Die Sozialisten unter Regierungschef Edi Rama haben die Parlamentswahl in Albanien am Sonntag gewonnen. Sie könnten im Parlament mit einer absoluten Mehrheit von 73 der 140 Sitzen rechnen, berichtete die staatliche Wahlkommission am Montagnachmittag in Tirana nach Auszählung der Hälfte der abgegebenen Stimmen. Die oppositionellen Demokraten unter Führung von Lulzim Basha kamen danach auf 43 Abgeordnete, die LSI-Partei - bisher Juniorpartner der sozialistischen Regierung - wurde mit 19 Sitzen drittstärkste Kraft. Die Wahlbeteiligung erreichte mit 46 Prozent einen historischen Minusrekord. 27 Jahre nach dem Sturz des orthodoxen kommunistischen Systems waren die Bürger offensichtlich von den Parteien in dem Balkanstaat enttäuscht. Sie nahmen ihnen offenbar nicht das Versprechen ab, jetzt wirklich tief greifende Reformen zu beginnen, damit sich die Lage in einem der ärmsten und korruptesten Länder Europas bessert. Albanien hatte zuletzt in Washington und Brüssel die Krisendiplomaten beschäftigt. Im benachbarten Mazedonien hatte Premier Rama ein Bündnis aller albanischen Parteien geschmiedet, das mit der Forderung nach mehr Rechten für die albanische Minderheit dort für Turbulenzen sorgte. Dann brachte Rama eine Vereinigung Albaniens mit dem Nachbarland Kosovo ins Spiel, sollten beide Länder nicht schneller an die EU herangeführt werden. In den westlichen Hauptstädten schrillten die Alarmglocken, weil Grenzverschiebungen auf dem Balkan wegen der vielen ungelösten nationalen Konflikte als Tabu gelten.

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SZ vom 27.06.2017 / DPA
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