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Abtreibungsverbot in Alabama:Der 26,5-Millionen-Affront

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Die University of Alabama benannte nach einer Rekordspende ein Gebäude nach Hugh Culverhouse. Der rief wegen des Abtreibungsverbots des US-Bundesstaats zu einem Boykott auf. Dann wurde sein Name abmontiert.

Der Protest gegen das Abtreibungsverbot im US-Bundesstaat Alabama war groß. Das neue Gesetz erlaubt Frauen nicht mal im Falle einer Vergewaltigung eine Ausnahme. Kritiker nennen das Verbot drakonisch und verfassungswidrig. Einer dieser Kritiker ist Hugh Culverhouse Jr., ein Anwalt aus Miami, der viel Geld mit Immobilien gemacht hat. "Das Abtreibungsverbot greift nicht nur Frauen an, sondern ist auch ein Affront gegen den Rechtsstaat", sagt Culverhouse. Daher hat er dazu aufgerufen, dass Jura-Studenten die University of Alabama boykottieren sollten, solange das Gesetz in Kraft ist. "Ich möchte nicht, dass irgendwer die Jura-Fakultät betritt, vor allem keine Frauen, bis der Bundesstaat sich zusammenreißt", sagte er der Nachrichtenagentur AP.

Die Jura-Fakultät der ältesten Uni Alabamas - die in den USA sogenannte law school - und Culverhouse haben eine besondere Beziehung: Die law school trägt seinen Namen. Culverhouse hatte nämlich im September 2018 der Universität eine Spende in Höhe von 26,5 Millionen Dollar versprochen, im Gegenzug wurde sein Name auf einem Sockel angebracht.

Der Boykott-Aufruf sorgte daher für viel Aufsehen. Noch mehr Aufmerksamkeit erregte an diesem Freitag eine Sitzung des Vorstands des Trägervereins der Universität, ziemlich im Anschluss an Culverhouses Äußerungen: Die Mitglieder, unter ihnen die Gouverneurin des Bundesstaats, entschieden: Die Universität möchte Culverhouses Geld nicht, er bekommt seine Millionen zurück. Und sein Name wurde umgehend abmontiert.

Die Universität dementierte, dass die Entscheidung auf dem Boykott-Aufruf beruhe. Stattdessen habe der Universitätskanzler schon am Tag vor Culverhouses Appell dem Stiftungsvorstand empfohlen, die Spende zurück zu überweisen. Denn Culverhouse habe sich zu stark in Verwaltungsfragen eingemischt. Culverhouse nennt die sich so äußernden Uni-Vertreter "Lügner".

26,5 Millionen Dollar - das war die größte Spende, die die Uni bisher bekommen hat. Der Stiftungsfonds, der in den USA häufig Lehreinrichtungen finanziert, überweist der Uni im Jahr auch nur rund 35 Millionen Dollar, berichten Lokalmedien. 26,5 Millionen Dollar waren also viel Geld für die University of Alabama.

Immerhin: Die Universität hat auch noch eine BWL-Fakultät, eine business school. Sie wurde nach einer Spende von Culverhouses Vater umbenannt und trägt bis heute den Namen: Hugh Culverhouse Sr.

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