Süddeutsche Zeitung

Terrorismus:"Ein Schritt hin zu einer sichereren Welt"

Von vielen Politikern wird die Tötung des Al-Qaida-Chefs begrüßt, Ex-Präsident Obama lobt seinen Nachfolger. Doch in den USA deutet sich bereits eine Kontroverse über Bidens Afghanistan-Politik an.

Von Celine Chorus und Kassian Stroh

Vor elf Jahren töteten US-Elitesoldaten den Terroristenführer Osama bin Laden in Pakistan, die zentrale Figur des Al-Qaida-Netzwerks. Nun ist auch sein Nachfolger Aiman al-Zawahiri tot, einer der Drahtzieher der Anschläge vom 11. September 2001, wie US-Präsident Joe Biden in der Nacht bekannt gab. Die ersten und wichtigsten Reaktionen im Überblick:

US-Präsident Joe Biden, der betonte, dass der Angriff von ihm angeordnet wurde, sagte: "Egal, wie lange es dauert, egal wo du dich versteckst: Wenn du eine Gefahr für unser Volk bist, werden die Vereinigten Staaten dich finden und ausschalten." Nun sei der Gerechtigkeit Genüge getan. "Diesen Terroristenführer gibt es nicht mehr."

Bidens Vorvorgänger Barack Obama lobte seinen Nachfolger, die Arbeit der Geheimdienste und Anti-Terror-Kämpfer, dass es ihnen gelungen sei, al-Zawahiri zu töten - und das, ohne einem Zivilisten zu schaden. Der Einsatz beweise zudem, dass es möglich sei, "Terrorismus auszurotten, ohne mit Afghanistan im Krieg zu sein", schreibt Obama auf Twitter. Er hatte vor elf Jahren die Tötung des Al-Qaida-Gründers und -Anführers Osama bin Laden befohlen.

US-Außenminister Tony Blinken nimmt sich in seinem Statement die Taliban-Regierung in Afghanistan vor und wirft ihr "mangelnde Bereitschaft oder Unfähigkeit" vor, "ihren Verpflichtungen nachzukommen". Damit zielt er offenkundig darauf ab, dass die Taliban zugesichert hatten, Terroristen keinen Unterschlupf zu gewähren. Blinken sagt, die USA würden "das afghanische Volk weiterhin mit robuster humanitärer Hilfe unterstützen und uns für den Schutz ihrer Menschenrechte, insbesondere von Frauen und Mädchen, einsetzen".

In den USA wird die Tötung bereits zum Instrument einer innenpolitischen Auseinandersetzung. Der republikanische Senator Jim Inhofe schreibt, ohne al-Zawahiri sei die Welt besser, und er lobt die am Einsatz Beteiligten. Die Tatsache aber, dass er ausgerechnet in Afghanistan aufgespürt und getötet wurde, zeige das "völlige Versagen der Politik der Biden-Regierung dort". Kevin McCarthy, ebenfalls Republikaner und Minderheitsführer im US-Repräsentantenhaus fordert, die Regierung müsse so schnell wie möglich den Kongress informieren, um dort das "Wiederaufleben von al-Qaida in der Region infolge des desaströsen Rückzugs aus Afghanistan" zu diskutieren.

Im Nachbarland Kanada schreibt Premierminister Justin Trudeau: "Der Tod von Aiman al-Zawahiri ist ein Schritt hin zu einer sichereren Welt." Sein Land werde weiter mithelfen, terroristische Bedrohungen zu bekämpfen sowie Frieden und Sicherheit zu stärken.

Auch aus Saudi-Arabien, Heimat Bin Ladens und als Finanzier von Terroristen berüchtigt, gibt es eine erste Stellungnahme. Das Außenministerium wird mit den Worten zitiert: "Al-Zawahiri gilt als einer der terroristischen Anführer, der die Planung und Ausführung abscheulicher Terroroperationen in den Vereinigten Staaten und Saudi-Arabien leitete."

Aus Deutschland gibt es bisher nur wenige Reaktionen. Eine von ihnen kommt von Lamya Kaddor, Islamwissenschaftlerin und innenpolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion: Das Terrornetzwerk sei mit dem Tod seines Chefs "keinesfalls besiegt", sagt sie. "Finanzströme und Terrorfinanzierung bleiben weiterhin größtes Problem."

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