AKW-Stresstest der EU:Sicherheitsmängel bei norddeutschen Atomkraftwerken

In sechs norddeutschen Atomkraftwerken muss nachgerüstet werden: Laut einem EU-weiten Stresstest haben sie nur ein unzureichendes System zur Erdbebenwarnung. Drei der Meiler sind noch aktiv. Noch größere Sorgen bereiten allerdings die grenznahen Meiler in Frankreich.

Für drei Atomkraftwerke in Deutschland sieht die EU Nachrüstbedarf. Als Ergebnis eines Stresstests der europäischen Kernkraftwerken empfahlen die Experten in Brüssel, auf den noch aktiven Anlagen in Brokdorf, Emsland und Grohnde, Erdbebenwarnsysteme zu installieren. Bei drei weiteren, bereits abgeschalteten, Kraftwerken in Norddeutschland seien die Erdbebenwarnsysteme ebenfalls unzureichend.

Geprüft wurden Kraftwerke in der gesamten EU. "Die Sicherheitsstandards der Kernkraftwerke in Europa sind im Allgemeinen hoch, doch werden weitere Verbesserungen bei den sicherheitstechnischen Merkmalen nahezu aller europäischen Kernkraftwerke empfohlen", hieß es in einer Erklärung der EU-Kommission. Fast alle 145 europäischen Kernkraftwerken sollen Sicherheitsmängel aufweisen.

In Deutschland mussten sich zwölf Standorte mit 17 Reaktoren dem Stresstest unterziehen. Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) will schrittweise auf die Ergebnisse des EU-Stresstests reagieren. Der Umfang der Nachrüstung sei abhängig von der Laufzeit der Reaktoren, sagte Altmaier im Deutschlandfunk. In Deutschland sollen ab 2015 weitere Atomkraftwerke abgeschaltet werden.

Leistungsabfall im Kernkraftwerk Brokdorf

Das Kernkraftwerk in Brokdorf soll laut einem EU-weiten Stresstest mit unzulänglichen Erdbebenwarnsystemen ausgerüstet sein.

(Foto: dpa)

Besonders große Mängel deckten die Experten bei französischen Kernkraftwerken auf. Da Frankreich besonders viel Strom aus Atomkraft erzeugt, fällt dem Land auch der Löwenanteil der für die gesamte EU geschätzen Nachrüstungskosten zu. Diese belaufen sich für alle aktiven Meiler auf 10 bis 25 Milliarden Euro.

Die saarländische Umweltministerin Anke Rehlinger forderte, besonders die grenznahen französischen Meiler in Fessenheim und Cattenom als Konsequenz aus dem Stresstest dauerhaft abzuschalten. Die Anlage in Cattenom soll laut Rehlinger bei dem Test noch schlechter abgeschnitten haben als das Kraftwerk in Fessenheim. Schon ein früherer Stresstest habe ergeben, dass das AKW Cattenom unzureichend gegen Erdbeben und Überflutung geschützt sei, sagte sie.

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