Süddeutsche Zeitung

Aktuelles Lexikon:Wiphala

Traditionsreiche Flagge in den Anden und Anlass für Streit.

Von Christoph Gurk

Wenn in Bolivien die Anhänger von Evo Morales demonstrieren, führen sie meist die Wiphala mit sich, die Flagge der indigenen Gemeinschaften im gesamten Andenraum. Sie besteht aus sieben mal sieben Quadraten in sieben Farben. Ihre Wurzeln liegen vermutlich im Imperium der Inka, das einst aufgeteilt war in vier Teilreiche. Heute hat jedes von diesen einstigen Inka-Gebieten eine eigene Version der Wiphala, die sich durch die Farbabfolge unterscheidet. Die Wiphala hat für viele indigene Gemeinschaften einen religiösen und zeremoniellen Wert. Dazu ist die Flagge spätestens seit den Protesten der indigenen Bauerngewerkschaften in den 60er- und 70er-Jahren politisch aufgeladen. Mit der Amtsübernahme von Evo Morales, Boliviens erstem indigenen Präsidenten, wurde die Wiphala zum Nationalsymbol und der offiziellen rot-gelb-grünen Flagge gleichgestellt. Das indigene Symbol weht heute über vielen Regierungsgebäuden. Für viele steht die Wiphala aber auch für die Regierung von Morales und seine Partei Movimiento al Socialismo. Gegner des abgesetzten Präsidenten verbrannten während der Proteste das indigene Symbol, und meuternde Polizisten schnitten die Fahne von ihren Uniformen. Die selbsternannte Übergangspräsidentin Jeanine Añez hat nun dazu aufgerufen, die Wiphala zu respektieren.

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Quelle:
SZ vom 14.11.2019
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