Süddeutsche Zeitung

Aktuelles Lexikon:Wildwest

Der Wind der Freiheit - er weht auch im Netz.

Von Jasmin Siebert

Es war eine Zeit der Gesetzlosigkeit, in der Abenteurer auf Planwagen gen Westen zogen, Ureinwohner töteten und deren Land besiedelten. Eine Zeit, in der Colts und Zigaretten qualmten, harte Kerle Lassos schwangen und Recht und Eigentum allein Fragen von Macht und Stärke waren. Der Wilde Westen ist ein Mythos, oft verarbeitet in Filmen und Groschenromanen. Er riecht nach Freiheit - aber gegeben hat es ihn so wohl nie. Unstrittig dagegen ist, dass das World Wide Web tatsächlich grenzenlos ist und im Gegensatz zum Wilden Westen - wenn auch nur virtuell - endlosen Raum für Siedler jeglicher Couleur bietet. Auch das Internet roch in seinen Anfangsjahren nach Freiheit und Anarchie. Diese nutzten bald Google und andere kommerzielle Netzgiganten und zogen ihre Gatter um jegliche Information. Wer heute eine Nachricht oder auch nur ein Zitat im Netz sucht, kommt kaum umhin, den Saloon von Google zu betreten. Der Konzern verdient prächtig daran, die geistigen Urheber gehen leer aus. Nicht derjenige, der die Goldnuggets geschürft hat, wird reich, sondern derjenige, der sie ins Schaufenster stellt. Mit diesem "Wildwest im Internet" soll nun Schluss sein, erklärte der Berichterstatter des EU-Parlaments, Axel Voss (CDU), und meinte damit die Einigung, die die EU in Sachen digitales Urheberrecht erzielt hat.

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Quelle:
SZ vom 15.02.2019
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