Aktuelles Lexikon:Villa Pamphili

Eine standesgemäße Kulisse für Staatsangelegenheiten.

Von Oliver Meiler

Beim Repräsentieren kommt es nicht unwesentlich auf den Rahmen an, gerade auf Staatsebene. Da darf geprahlt werden mit dem, was man hat. Italien zählt eine fast unerschöpfliche Anzahl von Bühnen für einen standesgemäßen Empfang, die barocke Villa Doria Pamphili (oder Pamphilj) im gleichnamigen Stadtpark Roms ist eine davon. Sie steht dem Ministerpräsidenten für die Bewirtung ranggleicher Gäste zur Verfügung: Giuseppe Conte lud Kanzlerin Angela Merkel am Montagabend dorthin zum "Arbeitsessen". Damit man den schwülstigen, dreistöckigen Palazzo mit seinem Stuck, den Statuen und Statuetten, den Fresken und Goldbordüren vom umliegenden Park unterscheiden kann, nennen ihn die Römer auch Casino del Bel Respiro. Oder Casino Algardi. So hieß sein Architekt. Der wurde im 17. Jahrhundert von der Adelsfamilie Pamphilj angestellt, dem Fürsten Camillo eine stolze Residenz auf ihrem Agrarland zu errichten. Es gab etwas zu feiern. Ein anderes Familienmitglied, Giovanni Battista Pamphilj, war einst Papst geworden: Innozenz X. (1644 bis 1655). Der Glanz sollte auf alle strahlen. Vor sechzig Jahren ging das Landhaus mit seinen französisch angehauchten Gärten an den italienischen Staat. Der 184 Hektar große Park gehört allen Römern. Er ist Spielplatz, Oase und Lunge der Stadt.

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