Aktuelles Lexikon:Umbettung

Mal ist es Routine, Gebeine umzubetten - und mal sehr umstritten.

Von Thomas Urban

Seit mehr als einem Jahr wird in Spanien über die Umbettung der sterblichen Überreste des Diktators Francisco Franco gestritten, der nach seinem Tod 1975 in einer Höhlenbasilika in den Bergen nordwestlich von Madrid beigesetzt wurde. Nun hat der Oberste Gerichtshof seine Erlaubnis für die Umbettung erteilt. Der Transport von bereits bestatteten Toten muss üblicherweise von den Behörden sowie den Hausherren der jeweiligen Friedhöfe oder Grabstätten genehmigt werden. Es ist auch das Einverständnis der Angehörigen erforderlich. Oft handelt es sich bei Umbettungen um die Zusammenführung von Familienmitgliedern, die zuvor an unterschiedlichen Orten begraben wurden. Umbettungen sind auch Routine bei der Anlage von Soldatenfriedhöfen, wo Gefallene aus vielen Einzelgräbern ihre letzte Ruhe finden. Mehrere bekannte Fälle hängen mit dem kommunistischen Regime in Osteuropa zusammen. So wurde der einbalsamierte Leichnam Stalins 1961 im Zuge der Entstalinisierung aus dem Glassarg im Lenin-Mausoleum auf dem Roten Platz entfernt und an der Kremlmauer beigesetzt. 1993 wurde der Sarkophag mit den sterblichen Überresten des polnischen Exilpremiers Władysław Sikorski aus England in die Krypta der Wawel-Kathedrale in Krakau gebracht, ein halbes Jahrhundert nach seinem Tod.

© SZ vom 25.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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