Aktuelles Lexikon:Tonband

Von Schweineborsten, Schallplatten und Smartphones.

Von Christoph Koopmann

Die Technik, mit der sich Audiosignale elektromagnetisch auf Bändern aufzeichnen lassen, gibt es seit kurz vor 1900. Zuvor hatte man Bleistift, Stimmgabel oder Schweineborsten für die Schallaufzeichnung verwendet. Schallplatten gab es auch schon, aber Tonbandaufnahmen ließen sich wesentlich einfacher handhaben. 1935 stellte AEG mit dem "Magnetophon" das erste industriell gefertigte Magnet-Tonbandgerät vor - der Durchbruch für die Technologie. Noch in den Siebzigerjahren ließ US-Präsident Richard Nixon zwei Jahre lang alle Gespräche im Oval Office auf Tonband aufzeichnen. Das kostete ihn sein Amt, da die Mitschnitte bewiesen, dass er in den Watergate-Skandal verwickelt war. Schon bald aber kam das Tonband zugunsten der Kassette, später der CD aus der Mode. Doch selbst kurz nach der Jahrtausendwende setzte mancher noch auf das Tonbandgerät, etwa Helmut Kohls Biograf Heribert Schwan. 630 Stunden sprach er mit dem Altkanzler über dessen Leben und Wirken, die Aufnahmen füllen 200 Bänder und beschäftigen seit Jahren deutsche Gerichte. Derzeit erörtert der Bundesgerichtshof, ob Schwan noch Kopien oder Abschriften besitzt, Kohls Witwe Maike Kohl-Richter möchte die Herausgabe erstreiten. Heute reicht für Tonaufnahmen ein Smartphone mit handelsüblichem Speicherplatz.

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