Aktuelles LexikonTenno

Japans Kaiser hat einen seiner letzten öffentlichen Auftritte. Demnächst wird er freiwillig abdanken.

Von Frank Nienhuysen

Es war ein letztes Winken von oben herab, wo der Kaiser auf dem Palastbalkon zum Flaggen schwenkenden Volke sprach. Akihito hat seinen 85. Geburtstag am Sonntag noch einmal als Japans Tenno gefeiert, als "Himmlischer Kaiser"; im April tritt der Herrscher freiwillig ab. Das hat es zuletzt vor zwei Jahrhunderten gegeben. Noch etwas hat diesen Tenno zu einem außergewöhnlichen Monarchen gemacht. Akihito war 1989 der erste, der nicht mit einem göttlichen Status auf den Thron kam. Und das hat er seinem Vater zu verdanken. Hirohito hatte Japan in den Zweiten Weltkrieg geführt, die sogenannte Menschlichkeitserklärung war die Konsequenz jener bitteren Epoche. An politischer Macht hat der Tenno dadurch verloren, an Autorität aber hat er vermutlich gewonnen. Akihito schöpfte den Rest an Einfluss aus, den ihm die Verfassung gelassen hat. Er versuchte, als Kaiser die Japaner zu einen; reumütig und überzeugt von den Fehlern der Vergangenheit tritt er seitdem für das pazifistische Grundgesetz ein. Auch deshalb gilt Akihito als einer der beliebtesten Monarchen der langen japanischen Kaisergeschichte. So passend klingt dies: Eines Tages wird seine Regentschaft als Tenno den Beinamen Heisei ("Frieden schaffen") erhalten. Doch erst posthum, erst dann, wenn der gewesene Kaiser Akihito tot ist.

© SZ vom 24.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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