Aktuelles Lexikon:Spatz

Der Vogel erfreut sich keiner großen Beliebtheit. Nun muss man sich Sorgen um ihn machen.

Von Marc Hoch

Erbärmlich, unerträglich, schädlich: Kein geringerer als Alfred Brehm hat mit seinen Ausführungen das Ansehen des Spatzen schwer beschädigt. Seit Jahrhunderten stößt dieses 16 Zentimeter kleine Tier auf Geringschätzung. Das fängt schon mit seinem Namen an. Denn "Spatz", wie sich Paare in liebevoller Absicht gelegentlich anreden, ist nur ein volkstümlicher Ausdruck für den "Passer domesticus" oder Haussperling, wie er ornithologisch heißt. Doch so viel Ehre wird ihm selten zuteil, auch vom Naturschutzbund nicht: Als "bekanntlich bescheiden" und "aus einer endlosen Folge von ,tschilp'-Rufen" bestehend charakterisiert der Nabu das unermüdliche Singen, was einen Hinweis liefert, wie sich die Redewendung "schimpfen wie ein Rohrspatz" entwickeln konnte. Obwohl der Haussperling laut aktueller Vogelzählung auch in diesem Winter wieder häufig gesehen wurde, ist die Population der aschgrau oder graubraun gefiederten Art zurückgegangen; sie steht auf der "Vorwarnliste" der Roten Liste - eine Vorstufe gewissermaßen zu jenem Aus, das ihr in China einst beschieden war. Dort erklärte die Führung 1958 die Spatzen zur Plage - Hunderttausende Tiere starben mit der Folge, dass sich das Ungeziefer explosionsartig vermehrte. Das zeugte von keinem gutem Verstand: Spatzenhirne waren am Werk.

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