Aktuelles Lexikon:Rakı

Vom Namensstreit um eine Schnapsmarke.

Von Christiane Schlötzer

Drei Buchstaben, die es in sich haben: Das türkische Adjektiv âlá heißt so viel wie "wunderschön" oder "erhaben". In dem Wort steckt eine arabische Wurzel: al ali, der Höchste. Das ist auch einer der 99 Namen Gottes. Deshalb will die staatliche türkische Religionsbehörde einem Schnapshersteller verbieten lassen, seinen Rakı Âlâ zu nennen. Dieser Name für ein alkoholisches Produkt sei Blasphemie, teilte die Behörde dem Istanbuler Copyright-Gericht mit, das nun entscheiden muss. Die Marke gibt es schon seit 2011. In dem Verbotsbegehren sehen säkulare Kommentatoren einen weiteren Schlag gegen die türkische Rakı-Tradition. Der mit Anis aromatisierte Traubenschnaps wurden bereits im Osmanischen Reich gebrannt, von Türken wie Griechen. Getrunken wird er mit Wasser, was zu einer milchigen Farbe führt und zum Namen "Löwenmilch". Rakı (griechisch: Ouzo) soll man, auch das ist Tradition, nicht alleine trinken, sondern nur in Gesellschaft, mit Meze (Vorspeisen). Seitdem Recep Tayyip Erdoğan regiert, sind die Steuern auf Alkohol stetig gestiegen, was den Verkauf sinken, aber die Zahl der Schwarzbrenner steigen ließ. Der Präsident, selbst abstinent, möchte, dass sein Volk statt Hochprozentigem lieber Ayran konsumiert, ein Joghurtgetränk. Es gibt viele Rakı-Sorten in der Türkei, Âlâ gilt als eher mild.

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