Süddeutsche Zeitung

Aktuelles Lexikon:Quagga-Muschel

Eine invasive Art, die sich nun im Bodensee wohlfühlt. Zu wohl.

Von Christian Weber

Es gibt nun ein neues Aufgabengebiet bei der Bodensee-Wasserversorgung in Sipplingen: Vier zusätzliche Mitarbeiter wurden eingestellt, nur um die Aufbereitungsanlagen von sogenannten Quagga-Muscheln zu reinigen. Dabei handelt es sich um bis zu vier Zentimeter große, meist bräunlich-gestreifte Süßwassermuscheln, die eigentlich im Einzugsgebiet des Schwarzen Meeres beheimatet sind, sich aber mittlerweile über die Welt verbreiten: In den Vierzigerjahren erreichten sie Osteuropa, in den Neunzigern Nordamerika. 2016 wurde sie erstmals im Bodensee gesichtet, vermutlich eingeschleppt mit Booten oder Wassersportausrüstung, vielleicht auch von Wasservögeln mitgebracht. Zum Problem ist die Muschel geworden, weil ihre Larven über die Leitungen in die technischen Anlagen der Wasserwerke gelangen, sich dort festsetzen und heranwachsen. Zugleich beeinträchtigen die Muscheln die Ökologie des Sees, weil sie in großem Maßstab Plankton aus dem Wasser filtern, Nahrung, die den Fischen fehlt. Die Bodensee-Wasserversorgung reinigt derzeit ihre Anlagen mit Hochdruckreinigern und setzt Sandfilter und Ozon ein, um die Larven aus dem Wasser zu entfernen und zu töten. Insgesamt soll ein dreistelliger Millionenbetrag zur Bekämpfung der invasiven Art eingesetzt werden.

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Quelle:
SZ vom 03.12.2019
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