Süddeutsche Zeitung

Aktuelles Lexikon:Pop-up

Über Tatsachen, die auch schnell wieder abgeschafft sind.

Von Friederike Zoe Grasshoff

Was wäre die Gegenwart am Bildschirm ohne die kleinen Fenster, die permanent rechts unten auftauchen und einen von dem abhalten, was man eigentlich tun wollte: lesen, E-Mails schreiben, arbeiten. Zeitgemäßer als "auftauchen" ist es natürlich, aufpoppen oder aufploppen zu sagen, Eindeutschungen des englischen Verbs to pop up. Inzwischen ist der Ausdruck im öffentlichen Raum angekommen: Wo viele Entwicklungen oft lange vor sich hingären, bis sich jemand ihrer annimmt, werden nun auch mal schnell Tatsachen geschaffen, wenn auch kurzzeitige Tatsachen. Man erkennt sie lexikalisch an der Bindestrich-Konstruktion Pop-up plus Substantiv. So animierten in den Nullerjahren plötzlich Pop-up-Stores zum Konsum, um dann einigermaßen mysteriös zu verschwinden oder in einem anderen Teil der Stadt, meist Berlin, wieder aufzupoppen. Konzerte, Restaurants, zuletzt kamen die Pop-up-Radwege, eine temporäre Infrastruktur, die während der Pandemie in Städten wie Paris oder Berlin entstand und mehr Platz und mehr Distanz im Verkehr schaffen soll. Nun hat das Berliner Verwaltungsgericht dem Eilantrag eines AfD-Abgeordneten gegen acht Pop-up-Radwege in der Hauptstadt stattgegeben. Sie müssen demnach wieder entfernt werden.

Die Entscheidung ist noch nicht rechtskräftig.

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Quelle:
SZ vom 08.09.2020
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