Aktuelles Lexikon:Piraten

Der griechische Wortstamm deutet auf ein ehrenwertes Gewerbe hin.

Von Catherine Hoffmann

Die Augenklappe gehört zum Piraten-Klischee wie das Holzbein, der Haken als Ersatz für die Hand und der Papagei auf der Schulter. Nicht zu vergessen die Flagge, ein Totenkopf mit gekreuzten Knochen auf schwarzem Grund. In Romanen und Filmen werden Piraten oft als Robin Hoods der See verklärt, als Sozialrebellen, die man heimlich bewundern darf. Unter griechischer Flagge, als peirataí, tauchen die Seeräuber erstmals im 2. Jahrhundert vor Christus beim Historiker Polybios auf. Peirataí heißt wörtlich: "Leute, die es immer wieder versuchen, die es immer aufs Neue wagen." Mit dem verklärenden Bild vom ehrenwerten Seeräuber haben moderne Piraten jedoch nichts gemein, die oftmals in kleinen Motorbooten großen Tankern hinterherjagen, ihre Enter-Leitern an Deck schleudern und mit Kalaschnikows um sich schießen. Sind die Angreifer erst einmal an Bord, wird es für Marinepolizei oder Küstenwache schwierig einzuschreiten - zu groß ist die Gefahr, dass die Besatzung erschossen wird. 201 Piratenangriffe hat das Internationale Schifffahrtsbüro im vergangenen Jahr gezählt, deutlich mehr als 2017. Auf das Konto der lokalen Clans und Terroristengruppen gehen Schiffsentführungen, Geiselnahmen mit horrenden Lösegeldforderungen und unaussprechliche Grausamkeiten. Von wegen Robin Hood.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: