Süddeutsche Zeitung

Aktuelles Lexikon:Pampa

Wohin der baden-württembergische Ministerpräsident Kretschmann kriminelle Flüchtlinge schicken will.

Von Edeltraud Rattenhuber

Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann hat drastische Worte gewählt. In einem Interview sagte er zum Umgang mit kriminellen Flüchtlingen, "junge Männerhorden" seien gefährlich, der Gedanke sei nicht falsch, einige von ihnen "in die Pampa" zu schicken. Für Deutsche ist der Ausdruck "mitten in der Pampa" gleichbedeutend mit dem Begriff "jwd" (janz weit draußen) - ein Niemandsland, in dem moderne Menschen auf Dauer keinesfalls ihr Dasein fristen möchten. Ein solcher Ort kann überall liegen, auch in Deutschland. In der Realität ist die Pampa eine subtropische Grassteppe in Lateinamerika, die sich vor allem in Uruguay, Argentinien und Brasilien über Tausende Quadratkilometer erstreckt und von Landwirtschaft geprägt ist. In der gleichnamigen argentinischen Provinz La Pampa finden sich beispielsweise ausgedehnte Rinderweiden. Wer jedoch meint, Männer könnten in solchen Gegenden nichts anstellen, sollte sich den von Pedro Almódovar mitproduzierten argentinischen Film "Wild Tales" ansehen. In einer Episode liefern sich zwei Männer ein waghalsiges Überholmanöver und danach einen skurrilen Kampf auf Leben und Tod. Keiner eilt zu Hilfe, keiner wirkt mäßigend auf sie ein - wie denn auch, es kommt ja keiner zufällig vorbei. So kann es auch sein in der Pampa.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4206309
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 12.11.2018
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.