Aktuelles Lexikon:Miliz

Was heute nach marodierenden Freischärlern klingt, bezeichnete ursprünglich die Gesamtheit der regulären militärischen Streitkräfte.

Von Simon Groß

Der Begriff "Miliz" wird heute für verschiedene bewaffnete Gruppen verwendet. Ursprünglich stammt das Wort vom lateinischen Begriff militia ab, was laut Duden mit der Gesamtheit der Soldaten übersetzt werden kann. Inzwischen sind mit Milizen meist Streitkräfte gemeint, die eine eher knappe militärische Ausbildung genossen haben und nur im Kriegsfall zum Einsatz kommen. Österreich und die Schweiz unterhalten Milizarmeen, die zum Großteil aus Wehrpflichtigen bestehen. In der Sowjetunion und lange auch in Russland war mit Miliz dagegen die Polizei gemeint - letztere klang zu sehr nach Zarentreuen und Gestapo. Dann hatte die russische Milizija ein Reputationsproblem, seit 2011 heißt sie nun Polizei. Eine lange Tradition haben Milizen in den USA. Die Bürgerwehren kämpften gegen Ureinwohner, bis sie sich 1775 gegen die britische Kolonialmacht wandten und so den Weg für die Staatsgründung ein Jahr später ebneten. Heute noch gibt es in der Nationalgarde, die meist den Gouverneuren unterstellt ist, eine staatlich organisierte Miliz. Entscheidendes Merkmal einer Miliz ist, dass sie - anders als Rebellen - auf Seiten des Staates und nicht gegen ihn kämpft. Plant eine Gruppe also die Entführung einer Repräsentantin des eigenen Staates, handelt es sich weniger um eine Miliz als um Verbrecher.

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