Aktuelles Lexikon:Marshallplan

Wenn es um Wideraufbau im weitesten Sinne geht, ist dieser Begriff nicht weit - von den Nachkriegsjahren bis heute.

Von Robert Probst

Einst kam die Hilfe von der anderen Seite des Atlantiks. Jetzt hat Außenminister Heiko Maas (SPD) die Richtung umgekehrt und sich bereit erklärt, "mit den USA an einem gemeinsamen Marshallplan für die Demokratie zu arbeiten". Damals waren der Grund die vom NS-Regime ausgelösten Verwüstungen in Europa durch den Zweiten Weltkrieg, nun ist der Anlass die Stürmung des Kapitols durch Anhänger Donald Trumps. Wenn es also um Wiederaufbau im weitesten Sinne geht, ist der Marshallplan nicht weit - ob der Terminus nun passt oder nicht. Das Original jedenfalls, der Marshallplan von 1947/48, hat in Westeuropa noch heute einen guten Klang, denn dieses "European Recovery Program" - so der offizielle Name - leistete auch einen wesentlichen Beitrag zum Wirtschaftswunder der frühen Bundesrepublik. Der Name geht auf den früheren General und US-Außenminister George C. Marshall (1880-1959) zurück, der bald nach dem Krieg erkannte, dass es ein Fehler wäre, sich als neue Weltmacht wie 1918 aus Europa zurückzuziehen. Stattdessen propagierten er und andere die Idee, man müsse Europa wirtschaftlich schnellstmöglich wieder auf die Beine helfen, nicht zuletzt, um den Vormarsch des Kommunismus Moskauer Prägung aufzuhalten. 16 Staaten unterzeichneten den Vertrag schließlich am 22. September 1947. Bis zum Auslaufen des Programms 1952 flossen etwa 14 Milliarden Dollar über den Atlantik. Osteuropa profitierte nicht vom Marshallplan.

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