Aktuelles Lexikon:Libra

Ein harmloser Name für ein gewagtes Geldexperiment im Internet, das nun auch die EU-Kommission beschäftigt.

Von Victor Gojdka

Manchmal soll ein Name ein Signal setzen, einen Ton angeben: Ausgerechnet "Libra" hat Facebook seine geplante Digitalwährung getauft. Libra ist Latein und bedeutet "Waage", außerdem klingt das Wort nach Liberalismus, nach Freiheit, vor allem aber nach einer ganz großen Idee. Der Tech-Konzern will mit Libra nicht weniger als eine "globale Währung" schaffen. Facebook wird allerdings keine Scheine drucken, es will mit 27 anderen Unternehmen und Institutionen eine weltweite Währung im Netz schaffen, rein digital. Nutzer sollen sich die Libra ab dem kommenden Jahr über Facebooks Messengerdienste hin- und hersenden können. Anders als digitale Kryptowährungen wie Bitcoin soll der Wert einer virtuellen Libra-Münze relativ stabil sein. Denn wenn Kunden Euro oder Dollar in Libra tauschen, soll dieses Geld in eine Stabilitätsreserve wandern. Wie das jedoch im Detail funktioniert, ist selbst Experten noch unklar. Kritiker warnen vor dem Geldexperiment: Libra könnte als private Währungsinitiative die Macht der Zentralbanken untergraben. Nutzerdaten könnten im Zweifel unzureichend geschützt sein. Nun prüft zudem die EU-Kommission, ob das Projekt wettbewerbsrechtlich problematisch ist. Die Libra-Gründer müssen also beweisen, wie liberal sie wirklich gestimmt sind.

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