Süddeutsche Zeitung

Aktuelles Lexikon:Korrespondenten-Dinner

Die Pandemie bricht mit so mancher Tradition.

Von Francesca Polistina

Seit genau hundert Jahren veranstaltet die Vereinigung der Journalisten, die über das Weiße Haus berichten, ein Benefiz-Abendessen namens "Korrespondenten-Dinner". Die Gala gehört zur Tradition: Sie findet einmal im Jahr in Washington statt und wird von Hunderten Menschen besucht - Reportern wie Politikern, Prominenten und Lobbyisten. In der Regel führt ein Comedian durch den Abend, der jeweilige Präsident hält dann eine Rede, dem Ton des Anlasses entsprechend: selbstironisch und witzig. Es wird gelacht und gefeiert - und es werden Kontakte geknüpft. Auch deshalb gilt die Gala als umstritten, Kritiker bemängeln die Nähe zwischen Journalisten und deren Quellen, die New York Times nimmt nicht mehr daran teil. So auch Präsident Donald Trump, allerdings aus anderen Gründen: In den vergangenen drei Jahren hat Trump das Ereignis boykottiert und somit ein Tabu gebrochen. Sein Argument: Er wolle sich nicht mit einem Haufen von "Fake-News-Liberalen" in einem Raum einsperren. Diesmal benötigt Trump nicht mal einen Absage-Tweet: Das Korrespondenten-Dinner fällt aus - wegen Corona. Die Pandemie ermögliche kein Dinner, bei dem die Teilnehmer "sich bequem und sicher vergnügen können", heißt es in einer Mitteilung der White House Correspondents' Association.

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SZ vom 25.06.2020
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