Süddeutsche Zeitung

Aktuelles Lexikon:Judaslohn

Von Martin Langeder

Der Hashtag brachte den Aufruhr: #Judaslohn setzte AfD-Politiker Stephan Brandner ans Ende seines Tweets, in dem er über die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Rocklegende Udo Lindenberg geschrieben hatte. Dieser wiederum hatte zuvor scharf mit der AfD nach deren Erfolg bei der Landtagswahl in Thüringen abgerechnet. Um zu klären, was der Judaslohn ist, hilft es, dort nachzulesen, wo zum ersten Mal darüber berichtet wurde. Im Evangelium nach Matthäus steht: "Darauf ging einer der Zwölf namens Judas Iskariot zu den Hohenpriestern und sagte: Was wollt ihr mir geben, wenn ich euch Jesus ausliefere? Und sie zahlten ihm dreißig Silberstücke." Der Fortlauf der Geschichte ist bekannt und ließe sich auf Twitter mit #Judaskuss und #Kreuzigung verschlagworten. 2010 versuchte die Welt herauszufinden, für wie viel Geld sich Judas Iskariot habe kaufen lassen - und kam auf eine Summe von umgerechnet rund 10 000 Euro. Der Bibelexperte Manuel Stork indes schreibt in seinem Buch "Der historische Jesus aus Nazareth", man hätte sich für 30 Silberlinge damals einen Esel kaufen können. Dass heute wie zu Judas' Zeiten nahezu alles mit Geld zu kriegen ist, belegt ein Blick in die Auktionsplattform Ebay. Bundesverdienstkreuze werden dort aktuell für bis zu 1499,99 Euro angeboten.

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Quelle:
SZ vom 04.11.2019
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