Süddeutsche Zeitung

Aktuelles Lexikon:House of Lords

Das Oberhaus des britischen Parlaments ist ein Anachronismus. Auch dort wird nun der Streit um den Brexit ausgetragen.

Von Anna Reuß

Ein britischer Lord ist zunächst einmal ein Adliger. Er ist nicht zu verwechseln mit dem Laird, einem Landbesitzer in Schottland, der zwar zum niederen Landadel zählt, allerdings nicht vom Rang eines Lords ist. Lords sitzen auch im House of Lords, dem Oberhaus des britischen Parlaments. Allerdings sind längst nicht mehr alle Mitglieder dort erbliche Lords. Das Oberhaus ist ein Anachronismus aus der Feudalzeit, als die angelsächsischen Könige das Gremium konsultierten. Es setzt sich zusammen aus geistlichen Lords und weltlichen Lords. Der Titel eines weltlichen Lords kann mittlerweile auf Vorschlag des Premierministers ad personam zuerkannt werden, auf Lebenszeit. Viele sind ehemalige Minister oder Spitzenbeamte. Sie bringen für die Aufgaben des Oberhauses eine gewisse Expertise mit, die vorwiegend darin besteht, die vom Unterhaus beschlossenen Gesetze zu überprüfen und gegebenenfalls Änderungen zu empfehlen. Gesetze stoppen kann das House of Lords nicht. Am Freitag billigte es das Gesetz gegen einen ungeregelten EU-Austritt, das Premier Boris Johnson so sehr ärgert. Momentan umfasst die Kammer 775 Mitglieder. Mehrmals wurde versucht, das House of Lords zu schrumpfen. Allerdings erwies sich der Versuch als ebenso aussichtslos, wie die britische Monarchie zu reformieren.

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SZ vom 07.09.2019 / areu
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