Aktuelles Lexikon:Heimvorteil

Was Testosteron und frenetische Fans bewirken können.

Von Benjamin Emonts

An diesem Dienstag spielt Borussia Dortmund gegen den FC Bayern, die Sportwelt schaut auf dieses deutsche Spitzenspiel. Verlassen konnten sich die Dortmunder bei so großen Auftritten schon oft auf ihren Heimvorteil, der im Sport daraus erwächst, dass eine Mannschaft auf dem eigenen Platz antreten darf. Die frenetischen Dortmunder Fans, die sich normalerweise in der "gelben Wand", der größten Stehplatztribüne Europas, versammeln, gaben der Borussia schon die Energie, Gegner wie Real Madrid zu Hause niederzukämpfen. Wegen der Pandemie dürfen nun keine Fans mehr ins Stadion, und man fragt sich, wie sich das auf die Ergebnisse auswirkt. In den bisherigen Geisterspielen gab es mehr Auswärts- als Heimsiege, was dafür spricht, dass die Teams ihre Fans schmerzlich vermissen. Statistisch scheint der Heimvorteil belegt zu sein. Nach einer Untersuchung der Fifa, die 6000 Spiele auswertete, geht der Sieg zu 50 Prozent an die Heimmannschaft, während die Gäste zu jeweils nur 25 Prozent gewinnen oder Unentschieden spielen. Erklärungsansätze gibt es viele. Früher, als Fußballer noch weniger flogen, wurden etwa Reisestrapazen angeführt. Laut Psychologen der britischen Universität Northumbria schütten Profis bei Heimspielen zudem mehr Testosteron aus, weil sie ihr Revier zu verteidigen haben.

© SZ vom 26.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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