Aktuelles Lexikon:Hawala

Wie sich Geld anonym rund um den Globus verschieben lässt.

Von Moritz Baumstieger

Eine Bank warb einst damit, dass Vertrauen der Anfang von allem sei - für das Hawala-System gilt das erst recht. Seit dem 8. Jahrhundert nutzen Menschen aus der muslimischen Welt, Teilen Afrikas und Asiens diese informelle Art des Geldtransfers, die kaum Spuren hinterlässt, günstig und schnell ist. Wer Geld überweisen will, sucht das Büro eines "Hawaladars" auf, übergibt ihm die Summe und vereinbart mit ihm einen Code. Diesen teilt der Kunde dem Empfänger mit, der Hawaldar einem Kollegen am Zielort - schon kann das Geld dort abgeholt werden. Die Hawaldare nehmen eine kleine Provision, gleichen ihre Bilanzen unter sich aus. In Gegenden mit schlechter Infrastruktur oder hoher Korruption ist Hawala oft die einzige Art, Geld zu transferieren, nach Schätzungen werden so jährlich 200 Milliarden Dollar bewegt. Weil Hawala anonym funktioniert, nutzen es auch Kriminelle und Terroristen. Der größte Teil des transferierten Gelds wird jedoch von Migranten verschickt, die Menschen im Heimatland unterstützen. Zuvor fließt oft Geld in die andere Richtung: Bei den Flüchtlingsbewegungen der vergangenen Jahre nutzten viele Hawala, um sich oder anderen Geld an Zwischenstationen zu schicken. So mussten die für Verpflegung, Transport und auch Schlepper benötigten Summen nicht am Körper getragen werden.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: