Aktuelles Lexikon:Handschrift

Die Klagen über mangelnde Schönschrift sind alt.

Von Karin Janker

Laut Brockhaus ist die Handschrift das "Resultat der durch Gehirnimpulse gesteuerten Schreibbewegung". Dieses trage schon bei Schülern, die Schreiben lernen, individuelle Züge, was die Handschrift zu einem "Phänomen des Persönlichkeitsausdrucks" erhebt. Aufgabe der Lehrer war es stets, die Persönlichkeit der Schüler so weit zu bändigen, dass ihre Handschrift zumindest leserlich wurde. Im Fach "Schönschrift" malte man je nach Bundesland die Buchstaben der Lateinischen, der Vereinfachten oder einer anderen Ausgangsschrift nach. Seit 2011, "Schönschrift" war da schon abgeschafft, erproben einige Länder das Konzept der "Grundschrift", die sich Schüler quasi freihändig aneignen. Ob es Vorbilder im Schriftbild noch braucht, ist streitbar geworden, seit Laptop und Whiteboard in die Klassenzimmer einzogen; auch Erwachsene schreiben kaum noch mit der Hand. Selbst Liebesbriefe kommen heute per E-Mail. Angesichts der Marginalisierung des analogen Schreibens wundert es nicht, dass bayerische Lehrer nun beklagen, dass die Handschrift ihrer Schüler sich deutlich verschlechtert habe und hier eine "Basiskompetenz" verloren gehe. Indes: Womöglich verliert sich die Handschrift gar nicht, man erlernt sie heute nur später. Die Hobbykurse für "Handlettering" besuchen hauptsächlich Erwachsene.

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