Süddeutsche Zeitung

Aktuelles Lexikon:Hackback

Die Militarisierung des Internets ist höchst umstritten.

Von Jannis Brühl

Was ist Krieg, und was ist eine Waffe? Diese Fragen stellen sich im digitalen Zeitalter neu. Entsprechend programmierte Software kann Verheerungen anrichten: Daten stehlen, Computer zerstören, Stromversorgung lahmlegen. Sicherheitspolitiker sprechen von "digitalen Waffen". Wer von ihnen getroffen werde, müsse zurückschlagen dürfen wie nach einem Raketenangriff. Dann, glaubt auch Bundesinnenminister Horst Seehofer, sei der sogenannte Hackback legitim: die eigenen Hacker zu beauftragen, Computer des Gegners mit Schadsoftware zu zerschießen. Das Ziel: Abschreckung. Das hieße, dass etwa ein Programmierer aus Nordkorea ein Hin und Her aus Hacks lostreten könnte, ohne dass ein Soldat eine Landesgrenze überquert hat. Die Strategie ignoriert zudem digitale Realitäten. Hacks funktionieren, weil Computer Schwachstellen haben. So sind mächtige Hack-Instrumente nur einmal einsetzbar, nach dem Eindringen kann der Verteidiger seine Brandschutzmauern schließen. Dann die Kollateralschäden: Viren können sich auf zivile Ziele ausbreiten, ein Schlag gegen einen Geheimdienst kann ein ganzes Land aus dem Internet kegeln. Nun befindet der Wissenschaftliche Dienst des Bundestages: Das Konzept Hackback führe nur zu einer "Militarisierung des Internets". Und die helfe niemandem.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4585826
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 04.09.2019
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.