Aktuelles Lexikon:Elfmeterschießen

Wie vor genau 50 Jahren die Entscheidung von Fußballspielen neu geregelt wurde.

Von Benjamin Emonts

Als Uli Hoeneß bei der Europameisterschaft 1976 seinen Elfmeter in den Nachthimmel von Belgrad schoss, hätte er Karl Wald aus dem oberbayerischen Penzberg vermutlich am liebsten verflucht. Denn Wald war es, der das Elfmeterschießen - die Entscheidung eines Fußballspiels durch Elfmeterschüsse nach Ablauf der Spielzeit - erfunden hat. Nach Hoeneß' historischem Fehlschuss wurde die Tschechoslowakei Europameister. Zum ersten Mal war ein großes Fußballturnier im Elfmeterschießen entschieden worden. Vorher hatte man den Sieger im Falle eines Unentschiedens auch nach der Verlängerung jahrzehntelang per Los oder Münzwurf ermittelt, was der mittlerweile verstorbene Wald damals als "sportlichen Betrug" und "glatten Blödsinn" erachtete. Sein Format mit jeweils fünf Schützen pro Mannschaft hatte der gelernte Friseur in den Sechzigern als Schiedsrichter heimlich bei Freundschaftsspielen in Bayern erprobt. Es setzte sich vor 50 Jahren, am 30. Mai 1970, im Bayerischen Fußball-Verband durch und wurde vom DFB, der Uefa und der Fifa übernommen. Die Deutschen sollten die Erfindung noch lieben lernen. Im WM-Halbfinale 1990 und EM-Halbfinale 1996 jeweils gegen England oder im Viertelfinale 2006 gegen Argentinien feierte die DFB-Elf große Siege nach Elfer-Krimis.

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