Aktuelles Lexikon:Diskriminierung

Warum der Vorwurf an Schalke-Präsident Tönnies rätselhaft ist.

Von Ronen Steinke

Wer andere Menschen diskriminiert, vom lateinischen discriminare (trennen, unterscheiden), der unterscheidet zwischen ihnen anhand eines bestimmten Merkmals wie Geschlecht, Religion oder Ethnie. So lautet die Definition, zum Beispiel im "Brockhaus". Und so wird der Begriff auch im Recht verstanden, wo es nicht nur dem Staat laut Artikel 3 des Grundgesetzes verboten ist, nach einer Reihe solcher explizit benannter Merkmale zu diskriminieren, sondern seit 2006 auch Unternehmern laut Antidiskriminierungsgesetz. Eine Diskriminierung setzt begrifflich die Anknüpfung an ein solches Merkmal voraus - und das macht es so ulkig, wie sich derzeit der Ehrenrat des Fußballvereins Schalke 04 windet. Der Schalker Aufsichtsratschef Clemens Tönnies habe "gegen das in der Vereinssatzung und im Leitbild verankerte Diskriminierungsverbot verstoßen", heißt es in einer Erklärung. Der Vorwurf des Rassismus sei aber "unbegründet". Clemens Tönnies hat also Menschen diskriminiert. Wonach aber? Die Frage soll nicht beantwortet werden. Tönnies hatte in einer Rede zum Klimawandel ein bestimmtes Bild von Afrikanern gezeichnet. Man solle jährlich 20 Kraftwerke in Afrika finanzieren. "Dann würden die Afrikaner aufhören, Bäume zu fällen, und sie hören auf, wenn's dunkel ist, Kinder zu produzieren."

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