Aktuelles Lexikon:Cameo

Über verzichtbare Auftritte, die die Geschichte des Films bereichern.

Von Tobias Kniebe

Das Wesen des Cameo-Auftritts, bei dem eine bekannte Person kurz in einem gefilmten, gezeichneten oder literarischen Werk auftaucht, ist seine Verzichtbarkeit. Man kann ihn weglassen und verliert nichts weiter als ein kleines Schmunzeln des Wiedererkennens - wenn überhaupt. Wenn ein TV-Sender also Filme beschneidet, um Zeit zu sparen, müssen Cameos oft als Erstes dran glauben - so geschehen 2014, als die Canadian Broadcasting Corporation die Macauley-Culkin-Komödie "Kevin - Allein in New York" erwarb und einen Kurzauftritt von Donald Trump in der Lobby des Plaza Hotels wegschnippelte. Aktuell lief die gekürzte Version wieder im kanadischen Weihnachtsprogramm, was Trump-Fans von einer Verschwörung fantasieren ließ, inklusive Retweet von Donald Trump Jr. Darum geht es hier zwar offensichtlich nicht - aber die Aufregung erinnert daran, dass der Begriff Cameo von der Kamee stammt, dem erhabenen Relief auf einem Schmuckstein. Und sie ruft die schönsten Cameos der Film- und Literaturgeschichte ins Gedächtnis. Schon Honoré de Balzac ließ bereits etablierte Figuren in neuen Werken kurz auftauchen, Alfred Hitchcock, Peter Jackson, Quentin Tarantino und andere schauten gern in ihren eigenen Filmen vorbei, und Comic-Schöpfer Stan Lee grinst aus vielen Marvel-Produktionen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: