Aktuelles Lexikon:Anschlag

Vom Amoklauf unterscheidet ihn die Absicht dahinter.

Von Josef Kelnberger

Es war eine feine Unterscheidung, die der hessische Polizeisprecher am Montag in einer ersten Einschätzung der Vorkommnisse von Volkmarsen traf: Man gehe von einem "vorsätzlichen Tatgeschehen" aus, aber nicht von einem "Anschlag". Selbst Polizisten fragten sich, was es anderes als ein Anschlag sein soll, wenn ein Autofahrer in eine Menschenansammlung rast, offenbar mit der Absicht, so viele Personen wie möglich zu verletzen oder zu töten. Der "Anschlag" steht in der Regel synonym für Attentat oder Terroranschlag, eine kriminelle Gewaltaktion mit dem Ziel, Angst und Schrecken zu verbreiten im Sinne einer Ideologie. Ihm gegenüber steht der Amoklauf, eine blindwütige Form der Aggression, begangen aus irrationalen Gründen, etwa aus Rache für eine empfundene Kränkung. Die Grenzen zwischen Amoklauf und Anschlag verschwimmen häufig, das zeigt die Gewalttat vom Juli 2016 am Münchner OEZ. Sie wurde zunächst offiziell als Amoklauf eingestuft: Der psychisch gestörte Täter habe als Folge jahrelangen Mobbings neun Menschen und danach sich selbst erschossen. Nach einer neuerlichen Untersuchung gilt die Tat nun als rechtsradikaler Anschlag, genauer: als politisch motivierte Gewaltkriminalität. Über das Motiv des Täters von Volkmarsen teilt die Polizei bislang nichts Näheres mit.

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