Süddeutsche Zeitung

Aktuelles Lexikon:Aktionskunst

Eine Banane ist Teil eines Kunstwerks und wird verspeist.

Von Carolin Gasteiger

Ein Mann isst eine Banane. Auf der Art Basel in Miami ist das Aktionskunst. Der amerikanische Künstler David Datuna löst eine Banane aus einer Kunstinstallation und verspeist sie vor Publikum. Sein Kommentar : "Ich liebe Maurizio Cattelans Kunst, und ich liebe diese Installation wirklich. Sie ist köstlich." Cattelan hatte die Banane mit Klebeband an der Wand fixiert. Mit der "Comedian" genannten Installation will er infrage stellen, wie Menschen den Wert von Dingen bestimmen und welche Art von Gegenständen sie schätzen. Und Datuna tritt damit dann in Aktion. Aktionskunst entstand in den Sechzigerjahren als Gegenbewegung zur Abschirmung der Kunst von der Realität. Die Grenze zwischen Werk und Betrachter wird teilweise aufgehoben, oft wird der Künstler selbst Teil seines Werkes. Die Fluxus-Bewegung in den Sechzigern verstand sich als fließender Übergang zwischen Kunst und Leben. Besser könnte es Datuna mit dem Installationsobst nicht veranschaulichen. Allerdings ist "Comedian" am Freitag bereits für umgerechnet 108 000 Euro verkauft worden. Des Risikos waren sich Cattelan und seine Galerie Perrotin jedoch offenbar bewusst. Die Käufer hätten ein Echtheitszertifikat erworben, also die Idee hinter dem Kunstwerk. Für den Notfall habe man immer eine Ersatzbanane vorrätig.

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Quelle:
SZ vom 09.12.2019
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