Aktuelles Lexikon:Aktionismus

Handeln um des Handelns willen: eine Gefahr beim Klimaschutz?

Von Karin Janker

Anders als im Wiener Aktionismus, der danach strebte, mit radikaler Aktionskunst das Bewusstsein der Menschen zu verändern und so den Begriff positiv wendete, wird der Begriff "Aktionismus" im herkömmlichen Sinne meist abwertend gebraucht. Er beschreibt dann einen übertriebenen Betätigungsdrang, ein Tun, das sein Ziel nicht im Blick hat und ohne Konzept auftritt. Das Wort leitet sich vom lateinischen Nomen "actio" für Handlung ab. Theodor W. Adorno, dessen Kritischer Theorie vorgeworfen wurde, dem revolutionären Aktionismus der Studentenbewegung Vorschub zu leisten, rechnete den Aktionismus, auch den politischen, zur Pseudoaktivität; wobei der Frankfurter Denker sich selbst eine "steigende Zurückhaltung" gegenüber jeglichem praktischen Handeln attestierte. "Blinder Aktionismus" wird häufig Politikern unterstellt, die gerne so aussähen, als handelten sie aktiv, autark und planvoll. Im Angesicht von Katastrophen ist hektische Betriebsamkeit besonders naheliegend, aber auch besonders schädlich: Sie verschleiert, dass in Wirklichkeit nichts Sinnvolles getan wird, während gleichzeitig alle Verantwortlichen beschäftigt aussehen. Vor "Aktionismus beim Klimaschutz" warnt nun der CDU-Wirtschaftsrat die Union, insbesondere im Umgang mit der deutschen Automobilindustrie.

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