Airbus:Mehr Symbol als Flugzeug

Die Tragflächen sind zu schwer, die Kosten zu hoch - die A380 war von vorneherein ein Fehler. Der Abschied von dem Modell ist deshalb eine richtige Entscheidung.

Von Jens Flottau

Airbus-Chef Tom Enders hätte es sich einfach machen können. Er hätte die letzten Wochen als Vorstandsvorsitzender in Ruhe ausklingen lassen und Nachfolger Guillaume Faury die wohl schwierigste Entscheidung überlassen können, die ein Airbus-Chef in den vergangenen Jahrzehnten hat treffen müssen: die A380 dichtzumachen. Dass Enders den Laden sauber hinterlassen will und Verantwortung übernimmt, ehrt ihn. Faury dürfte einmal tief durchgeatmet haben.

Es hat niemanden in der Branche überrascht, dass Airbus entschieden hat, die Produktion des Superjumbos im Jahr 2021 auslaufen zu lassen. Der Schritt symbolisiert vor allem den Bruch mit der eigenen Vergangenheit, in der der politische Einfluss enorm war und das Streben nach Größe rationale Entscheidungen erschwerte. Airbus startete den Airbus A380 als Konkurrenten der Boeing 747 zu einem Zeitpunkt, als der Jumbo schon nicht mehr die dominierende Rolle im Langstreckengeschäft innehatte.

Die A380 ist vor allem Opfer eines Trends in der Luftfahrt, von dem Airbus an anderer Stelle profitiert. Es gibt mittlerweile kleinere Langstreckenflugzeuge wie die Boeing 787, 777 oder den Airbus A350, die vergleichbare oder bessere Kosten pro Sitzplatz erreichen als die A380. Das gelingt vor allem deswegen, weil sie mit zwei Motoren auskommen und nicht mit vier wie die A380. Es gibt keinen wirtschaftlichen Anreiz mehr, besonders große Flugzeuge auf Langstrecken einzusetzen. Zumal das Risiko, dass Sitze leerbleiben, viel größer ist, ebenso wie die Investitionen.

Airbus hat immer argumentiert, der Luftverkehr wachse so stark, dass all die Leute nicht ohne Jets wie die A380 transportiert werden können. Das stimmt in der Theorie, aber tatsächlich haben sich die Airlines anders entschieden. Und: Ein Großteil des Wachstums betrifft neue Strecken mit geringerem Passagieraufkommen, für die kleinere Flugzeuge besser geeignet sind. Vor allem aber haben die Billig-Airlines dazu beigetragen - und die würden auf keinen Fall A380 fliegen.

Sollte irgendwann die Nachfrage nach Mega-Jets anziehen, würde die A380 auch nicht mehr profitieren: Bis dahin wäre sie ein altes Flugzeug. Die ursprünglichen Vorstellungen davon, wie der Markt sich entwickelt, haben auch das Flugzeug selbst negativ beeinflusst: Die riesigen Tragflächen sind so ausgelegt, dass sie für eine noch größere Version der A380 gepasst hätten. Für das aktuelle Flugzeug sind sie viel zu schwer und machen es noch weniger wirtschaftlich.

Die A380 war von vornherein ein Fehler. Mehr als zehn Jahre vor der ersten Auslieferung im Jahr 2007 war absehbar, dass technologische Fortschritte bei den Triebwerken die Flugbranche massiv verändern würden. Der Schritt zur A380 war aber nicht rational: Es ging darum, ein Symbol zu schaffen für den Aufstieg von Airbus zu einem der beiden dominierenden Flugzeugbauer. Es war ein Symbol, das geschätzte 25 Milliarden Dollar an Entwicklungskosten verursacht hat. Schon lange war klar, dass Airbus mit dem Programm nie einen Gewinn machen wird.

Das Geld ist ausgegeben, die Generation der Verantwortlichen längst abgetreten. Airbus ist trotz der A380, nicht wegen ihr, extrem erfolgreich. Das liegt am Wachstum des Luftverkehrs, aber auch daran, dass seither die meisten Entscheidungen für neue Flugzeugmodelle auf der Basis von Vernunft und nicht von Emotionen gefallen sind.

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