Airbnb:Urlaub unerwünscht

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Airbnb streicht Angebote im besetzten Westjordanland.

Von Alexandra Föderl-Schmid

"Rustikaler Caravan in Gush Etzion, Israel, ein Schlafzimmer, ein Bett, ein Badezimmer für zwei Gäste: 284 Schekel (67 Euro) pro Nacht." Vermieter Baeri versprach auch noch eine spektakuläre Aussicht auf die Weinberge ringsum und bekam gute Bewertungen von den Gästen.

Wer dieses Angebot bei Airbnb buchte und sich nicht vorher informierte, wo dieser Ort überhaupt liegt, landete nicht, wie behauptet, in Israel, sondern in den palästinensischen Gebieten - genauer: in einer der von den Israelis errichteten Siedlungen im Westjordanland, die als Verstoß gegen internationales Recht eingestuft werden. Gush Etzion ist eigentlich ein Siedlungsblock, der aus verschiedenen Häuseransammlungen zwischen Jerusalem und Hebron mit insgesamt 20 000 Einwohnern besteht. Es ist eine der größten israelischen Siedlungen auf jenem Gebiet, auf dem die Palästinenser ihren Staat errichten wollen.

Dass Airbnb Übernachtungen in israelischen Siedlungen im besetzten Westjordanland anbietet, hatte die PLO heftig kritisiert. Deren Generalsekretär Saeb Erekat hatte den Vorstandsvorsitzenden von Airbnb, Brian Chesky, bereits am 14. Januar 2016 schriftlich gebeten, entsprechende Ziele im Westjordanland aus dem Angebot zu nehmen.

Nach fast drei Jahren reagierte Airbnb und gab nun bekannt, dass Angebote wie jene von Gush Etzion gelöscht würden - etwa 200. Ein Angebot aus Ostjerusalem, das die Palästinenser als ihre Hauptstadt beanspruchen, fand sich am Dienstag noch. Als Begründung gab das Unternehmen an, die Siedlungen befänden sich "im Zentrum des Streits zwischen Israelis und Palästinensern". Viele in der internationalen Gemeinschaft "haben betont, dass Unternehmen hier nicht tätig sein sollten, weil sie davon überzeugt sind, dass man keine Gewinne in Gebieten machen sollte, aus denen Menschen vertrieben worden sind".

Medien und Menschenrechtsorganisationen hatten zuvor die Angebote genauer geprüft und herausgefunden, dass auch Übernachtungen in sogenannten Außenposten angeboten wurden, die sogar von Israel als illegal betrachtet werden. Ein Teil der Unterkünfte stehe auf Land, das selbst israelische Behörden als palästinensisches Eigentum betrachten. Andere Übernachtungsmöglichkeiten werden auf Land angeboten, das für die Allgemeinheit zur Verfügung stehen sollte, heißt es in einem Report von Human Rights Watch.

Manche der Anbieter machen selbst irreführende Angaben. Ein Gastgeber aus Ostjerusalem schrieb auf Airbnb: "Wir werden oft gefragt: West- oder Ostjerusalem. Antwort: West. Es gibt keine Araber hier." Etwa 600 000 Israelis wohnen in mehr als 200 Siedlungen im Westjordanland sowie in Ostjerusalem.

Die Airbnb-Entscheidung zog wütende Proteste in Israel nach sich. Der für strategische Angelegenheiten zuständige Minister Gilad Erdan sprach von einem "rassistischen politischen Standpunkt" und forderte Airbnb-Gastgeber auf zu klagen. Das Tourismusministerium kündigte an, die Aktivitäten von Airbnb im ganzen Land einschränken zu wollen. Dabei gilt Tel Aviv als eine der Städte mit den meisten Airbnb-Angeboten weltweit.

© SZ vom 21.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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