Air Berlin:Pleite kostet Steuerzahler 200 Millionen

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Auch Tausende Kunden haben das Nachsehen: Viele Tickets von ausgefallenen Flügen werden nicht erstattet.

Von Katja Riedel, Sebastian Pittelkow und Klaus Ott, Berlin/München

Die Pleite der Fluggesellschaft Air Berlin dürfte vor allem den Staat, aber auch Tausende Kunden und Beschäftigte teuer zu stehen kommen. Allein die Bundesregierung, der Fiskus und die Bundesagentur für Arbeit müssen mit Ausfällen in Höhe von rund 200 Millionen Euro rechnen. Das ist einem aktuellen Bericht der Insolvenzverwalter von Air Berlin zu entnehmen. Der 112-seitige Bericht, der über die Ursachen und Folgen des Niedergangs Aufschluss gibt, datiert vom 15. Januar und liegt der Süddeutschen Zeitung, NDR und WDR vor.

Die im August vergangenen Jahres pleite gegangene Fluggesellschaft hat Schulden in Höhe von bis zu 4,4 Milliarden Euro. Dem steht weit weniger Vermögen gegenüber. Für die Gläubiger hat das wahrscheinlich zur Folge, dass sie kaum Geld bekommen. Die meisten Schulden hat Air Berlin bei Lieferanten, Dienstleistern, Vermietern und Leasing-Partnern sowie bei konzerneigenen Gesellschaften. Namentlich genannt als Hauptgläubiger sind die Lufthansa-Billigflugtochter Eurowings und die Commerzbank.

Auch der Staat ist stark betroffen. Die Bundesregierung hatte Air Berlin nach der Pleite mit einem Darlehen über 150 Millionen Euro geholfen, das die Staatsbank KfW auszahlte. 84 Millionen Euro sind noch nicht zurückbezahlt worden. Dieser Anspruch sei "ungesichert", heißt es in einer Übersicht am Ende des Insolvenzberichts. Dieser Übersicht zufolge schuldet Air Berlin dem Fiskus und der Arbeitsverwaltung insgesamt noch 121,3 Millionen Euro, die ebenfalls "ungesichert" seien. Zusammen mit dem KfW-Darlehen summieren sich die Ausfälle, die dem Staat drohen, auf etwa 200 Millionen Euro.

Aus dem Umfeld der Insolvenzverwalter heißt es, bei dem KfW-Kredit werde derzeit noch mit einer knapp zehn Millionen Euro hohen Rückzahlung gerechnet. Die Bundesagentur für Arbeit wiederum hatte für die 7200 Beschäftigten in Deutschland von August bis Oktober 2017 die Zahlung von Löhnen und Gehältern übernommen. Die Hilfe gilt als "Insolvenzgeld" und wird Beschäftigten gewährt, deren Unternehmen kein Geld mehr in der Kasse haben und zahlungsunfähig werden.

Tausenden Kunden schuldet Air Berlin noch 30 Millionen Euro für ausgefallene Flüge, Verspätungen sowie verloren gegangenes oder beschädigtes Gepäck. Davon "ungesichert" sind dem Insolvenzbericht zufolge 16,5 Millionen Euro. Tickets von ausgefallenen Flügen werden voraussichtlich nicht erstattet. Den Beschäftigten müsste die Fluggesellschaft noch 9,5 Millionen Euro für Löhne, Gehälter und Pensionen zahlen. Davon sind 3,9 Millionen Euro "ungesichert".

Schuld an der Pleite ist nach erster Analyse der Insolvenzverwaltung Missmanagement: Das Unternehmen sei gewachsen, ohne neue Unternehmensteile angemessen zu integrieren. Die Rede ist von einem "ständigen Umbau" und einer "ständigen Verlustsituation". Wie groß die Pleite wirklich ist, kann die Insolvenzverwaltung derzeit nur prognostizieren.

© SZ vom 25.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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