Es ist ein Resultat, das in seiner Deutlichkeit viel über die Stimmung im Landkreis Ahrweiler sagt. Sechs Monate nach dem verheerenden Hochwasser, bei dem im Kreis 134 Menschen ums Leben kamen, ist am Sonntag die parteilose Kandidatin Cornelia Weigand zur neuen Landrätin gewählt worden. Sie bekam auf Anhieb 50,2 Prozent der Stimmen und wurde so direkt im ersten Wahlgang zur neuen Landrätin für eine Region bestimmt, deren Wiederaufbau eine gewaltige Aufgabe sein wird. Viele Menschen sind traumatisiert, viele Häuser müssen wiederaufgebaut werden.
Im Kreis war mit einer Stichwahl zwischen ihr und dem Kandidaten der CDU, Horst Gies, gerechnet worden. Aber der hatte am Ende keine Chance. Weigand, die Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde Altenahr, genießt in der Region hohes Ansehen, weil sie nach dem Hochwasser schnell reagierte, Hilfe organisierte und auf rasche Hilfen vom Bund und dem Land drängte.
Hochwasser-Katastrophe:"Viel lila, viel Sorge"
Hätten die NRW-Behörden die Bürger im Juli früher warnen können vor den tödlichen Fluten? Im Düsseldorfer Landtag nähren der Wetterexperte Jörg Kachelmann und eine britische Sachverständige den Verdacht: Ja.
Bisher hatte in diesem Landkreis in den vergangenen Jahrzehnten stets die CDU dominiert. Aber der bisherige CDU-Landrat Jürgen Pföhler wurde im Herbst auf eigenen Wunsch in den Ruhestand versetzt. Wegen seines Krisenmanagements nach der Flut wurde er heftig kritisiert, gegen ihn ermittelt die Staatsanwaltschaft Koblenz. Untersucht wird, warum vor sechs Monaten im Landkreis spät vor dem Hochwasser gewarnt wurde. Es besteht der Verdacht, dass Menschenleben hätten gerettet werden können, wenn früher gewarnt worden wäre. Pföhler führte den Landkreis seit dem Jahr 2000, bei seiner letzten Wiederwahl bekam er 75 Prozent der Stimmen, eigentlich hätte erst 2023 wieder eine Wahl angestanden.
Am Sonntag landete nun sein von der CDU als Nachfolger nominierter Parteifreund Gies weit hinter der Wahlsiegerin Weigand. Der CDU-Landtagsabgeordnete kam auf 28,2 Prozent der Stimmen. Auf dem dritten Platz folgte Christoph Schmitt, der Sozialdemokrat war als überparteilicher Bewerber angetreten. Der Wunsch nach einem Neuanfang drückte sich auch in der Wahlbeteiligung aus. Sie lag bei 48,1 Prozent und damit deutlich höher als noch 2015, damals hatten weniger als 30 Prozent der Wähler ihre Stimme abgegeben.