Gleichberechtigung:Das sind Afrikas wichtigste Politikerinnen

Bisher ist Politik auf dem afrikanischen Kontinent überwiegend Männersache - doch die Frauen holen auf.

Von Isabel Pfaff und Anna Reuss

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Bundespräsident Steinmeier besucht Äthiopien

Quelle: dpa

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Seit Oktober 2018 ist Sahle-Work Zewde Äthiopiens erste Präsidentin und damit das einzige amtierende weibliche Staatsoberhaupt in Afrika. Geboren wurde die 68-jährige Sahle-Work in der Hauptstadt Addis Abeba, später studierte sie in Frankreich. Ihre diplomatische Karriere begann unter dem kommunistischen Militärregime Äthiopiens in den Achtzigerjahren. Ihren ersten Posten als Botschafterin trat sie 1989 in Senegal an, es folgten Dschibuti und Frankreich sowie mehrere Positionen bei den Vereinten Nationen. Noch im Juni machte UN-Generalsekretär António Guterres die Top-Diplomatin zur Sonderbeauftragten der Afrikanischen Union - auch dies ein Posten, den vorher noch nie eine Frau übernommen hatte. Als Präsidentin hat Sahle-Work Zewde vor allem repräsentative Aufgaben, die eigentliche Macht liegt in den Händen des Premierministers. Trotzdem gilt ihre Wahl als ein wichtiger Schritt für Frauen in Äthiopien und in ganz Afrika. In ihrer ersten Rede vor dem Parlament mahnte Sahle-Work die Äthiopier, den Frieden zu bewahren. Frauen seien die ersten, die litten, wenn es Konflikte gebe, sagte sie. Und fügte hinzu: "Wenn Sie glauben, ich habe schon sehr viel über Frauen gesprochen, dann sei Ihnen versichert: Ich habe gerade erst damit angefangen."

Foto: Sahle-Work Zewde mit Bundespräsident Steinmeier bei seinem Besuch in Äthiopien im Januar.

2019 World Economic Forum (WEF) annual meeting in Davos

Quelle: REUTERS

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Sie hätte auch in den USA oder Europa Karriere machen können, doch Kamissa Camara entschied sich, in das Herkunftsland ihrer Eltern zurückzukehren. Sie selbst ist in Frankreich geboren und aufgewachsen, ihre Eltern sind Malier. Sie studierte Fremdsprachen und internationale Beziehungen in Frankreich und war Fellow am Zentrum für Afrikastudien an der Harvard-Universität, bevor sie als Politikberaterin anfing. Ihre Herkunft auf ein Land festzulegen, fällt ihr schwer, so bezeichnete sie sich einmal als "amerikanische Frau, die in Frankreich von westafrikanischen Eltern erzogen wurde". Damit gehört Camara zu jenen jungen, im Ausland ausgebildeten Afrikanerinnen und Afrikanern, die als die Hoffnungsträger des Kontinents gelten. Früher, so sagt sie in Interviews, half sie westlichen Ländern, die afrikanische Politik zu verstehen. Dieser Blick von außen dürfte ihr nun in ihrer neuen Position helfen: Mit 35 Jahren wurde sie vor einigen Monaten zur Außenministerin Malis ernannt, nachdem sie bereits unter dem 2018 wiedergewählten Präsidenten Ibrahim Boubacar Keïta als diplomatische Beraterin gearbeitet hatte. Camara ist die erste weibliche Außenministerin des Landes. Die Herausforderungen sind groß, das Land ringt mit vielen ungelösten Konflikten.

Diane Rwigara, a critic of veteran Rwandan President Paul Kagame, gestures during an interview with Reuters in Kigali

Quelle: REUTERS

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Von der elitären Industriellentochter zur Dissidentin: Die 37-jährige Diane Rwigara ist die bekannteste Kritikerin von Ruandas autoritärem Präsidenten Paul Kagame. Die in den USA ausgebildete Ökonomin gehörte einst selbst zu jenen Kreisen, die nach dem verheerenden Völkermord 1994 zur neuen Elite Ruandas aufstiegen. Diane Rwigaras Vater war ein erfolgreicher Unternehmer und galt als wichtiger Geldgeber der Regierungspartei RPF. Sein mysteriöser Tod 2015 hatte seiner Tochter zufolge damit zu tun, dass er sich von der RPF abgewandt hatte. Rwigara begann daraufhin, die Regierung öffentlich zu kritisieren, 2017 wollte sie sogar gegen Kagame in den Präsidentschaftswahlen antreten. Doch die Wahlkommission ließ sie nicht als Kandidatin zu - mehr noch: Rwigara wurde vorgeworfen, die für eine Kandidatur erforderlichen Unterschriften gefälscht, Steuern hinterzogen und zum Regierungssturz aufgerufen zu haben. Im September 2017 wurde sie verhaftet. Nach mehr als einem Jahr im Gefängnis ist Diane Rwigara wieder auf freiem Fuß, ein Gericht in Kigali sprach sie im Dezember von allen Vorwürfen frei. "Ich werde meine politische Reise fortsetzen", sagte die Oppositionspolitikerin nach dem Freispruch der britischen BBC. "Es gibt noch viel zu tun in unserem Land."

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Quelle: AFP

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Die Nigerianerin Oby Ezekwesili hate in ihrem Leben schon einige bedeutende Posten inne: Sie war Bildungsministerin ihres Landes, Mitbegründerin von Transparency International, Vizepräsidentin der Weltbank für Afrika und noch einiges mehr. Im Herbst kündigte die 55-Jährige ihre Präsidentschaftskandidatur an, zog sie aber im Januar wieder zurück. Sie wolle sich einem noch wichtigeren Projekt zu widmen, verkündete sie auf ihrer Webseite: "Ich möchte mich darauf fokussieren, eine Koalition zu bilden, die eine lebensfähige Alternative zu #APCPDP in den Wahlen 2019 bietet." APC ist die Partei des amtierenden Präsidenten Buhari, PDP die größte Oppositionspartei Nigerias. Ezekwesilis Chancen, die erste Präsidentin von Afrikas bevölkerungsreichstem Land zu werden, waren ohnehin gering, trotz ihrer Prominenz. Nigeria ist ein Land mit mächtigen patriarchalen Strukturen. Oby Ezekwesili lässt sich davon aber nicht einschüchtern. Ihre Unerschrockenheit hat die Harvard-Absolventin schon einige Male unter Beweis gestellt. Sie gehört zu den Gründern der #BringBackOurGirls-Bewegung, die Nigerias Regierung vorwirft, nichts gegen die Entführungen durch die Terrormiliz Boko Haram im Norden Nigerias zu unternehmen. Schon mehrmals wurde Ezekwesili wegen ihres Engagements verhaftet - um nach ihrer Freilassung gleich wieder weiterzumachen.

Proscovia Oromait

Quelle: AP

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Als Alengot Proscovia Oromait im Jahr 2012 mit 19 Jahren ins Parlament von Uganda gewählt wurde, war sie die jüngste Abgeordnete weltweit. Nur in den schwedischen Reichstag war zwei Jahre zuvor schon ein 18-Jähriger gewählt worden. Oromait, zu diesem Zeitpunkt Studentin der Kommunikationswissenschaften, gewann den Parlamentssitz, den ihr Vater bis zu seinem Tod innegehabt hatte. Wie die ugandische Zeitung Daily Monitor in einem Porträt schreibt, war Oromait schon zu Schulzeiten durch ihr Engagement und ihre rhetorische Begabung aufgefallen. Sie war Sprecherin der Schülerzeitung, Mitglied im Debattierklub und beschäftigte sich mit Feminismus. Insbesondere bei der Beerdigung ihres Vaters erregte sie Aufmerksamkeit: Als zweitältestes der zehn Kinder hielt Oromait eine Rede, während ihre Brüder dazu nicht in der Lage gewesen sein sollen. Kritiker bemängelten bei Oromaits Amtsantritt, dass sie zu jung und zu unerfahren für den Parlaments-Job sei. Die Politikerin konterte, dass Intelligenz und Wissen mehr zählten als das Alter. Das Magazin Forbes zählte sie 2013 zu den 20 einflussreichsten Frauen Afrikas. Ihr Einfluss währte jedoch nicht lange: 2016 verlor Oromait ihren Parlamentssitz wieder - ein 32-jähriger Mann besiegte die junge Abgeordnete.

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Quelle: Youtube

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Bogolo Kenewendo schrieb Geschichte, als sie im April 2018 zur Ministerin für Investitionen, Handel und Industrie von Botswana ernannt wurde. Die 31-jährige Handelsökonomin ist das jüngste Kabinettsmitglied, das es in Botswana je gab. Ihre Ernennung wurde auf dem ganzen Kontinent bejubelt als Zeichen dafür, dass junge Talente endlich zum Zug kommen in einer Weltregion, die politisch lange von alten Männern dominiert wurde. Bogolo Kenewendo, die in Botswana und Großbritannien Wirtschaftswissenschaften studiert hatte, arbeitete zunächst als Wirtschaftsberaterin in Botswana, dann als Expertin im ghanaischen Handelsministerium. 2016 wurde sie Abgeordnete im botswanischen Parlament. Als Ministerin will Kenewendo vor allem ausländische Investoren ins Land locken, um die wirtschaftliche Entwicklung ihrer Heimat - eines der demokratischsten Länder Afrikas - anzukurbeln. Bogolo Kenewendo ist selbst Vorbild für junge Frauen und leitet, inspiriert von ihrem Treffen mit Michelle Obama, ein Mentorenprogramm, das Frauen auf Führungsjobs vorbereitet. Das Magazin New African zählt sie zu den 100 einflussreichsten Afrikanerinnen und Afrikanern des Jahres 2018, als einzige Frau wurde ihr Gesicht auf eine der vier Titelseiten der Dezemberausgabe gedruckt.

© SZ.de/ghe
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