Weltwirtschaft:Habeck will unabhängiger von China werden - und setzt auf Afrika

Weltwirtschaft: Zusammenarbeit erwünscht: Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (links, Grüne) und Ebrahim Patel, südafrikanischer Minister für Industrie und Handel bei der Eröffnung des deutsch-afrikanischen Gipfels in Johannesburg.

Zusammenarbeit erwünscht: Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (links, Grüne) und Ebrahim Patel, südafrikanischer Minister für Industrie und Handel bei der Eröffnung des deutsch-afrikanischen Gipfels in Johannesburg.

(Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa)

In Johannesburg wirbt der Bundeswirtschaftsminister für eine neue Partnerschaft zwischen Europa und Afrika. Zusätzliche Anreize für deutsche Unternehmen sollen dabei helfen.

Von Michael Bauchmüller, Johannesburg

Um die deutsche Wirtschaft breiter aufzustellen, will Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) die Partnerschaft mit afrikanischen Staaten ausbauen. "Wir müssen enger kooperieren, um uns gegenseitig zu stärken", sagte Habeck bei einer deutsch-afrikanischen Konferenz in Johannesburg. Deutschland müsse seine Handelsbeziehungen ausbauen, "um unsere ökonomische Unabhängigkeit und Souveräntität zu steigern". Schon der Ukraine-Krieg lehre, was übergroße Abhängigkeit von einzelnen Ländern bedeute.

Hinter den Überlegungen steht auch die große ökonomische Abhängigkeit von China. Zuletzt waren wiederholt Sorgen laut geworden, ein ernster Konflikt mit China, sei es wegen Taiwan oder der Lage der Menschenrechte, könne die deutsche Wirtschaft ähnlich desaströs treffen wie der mit Russland. "Die Wirtschaftspolitik hat sich viel mehr politisiert in den letzten zwei Jahren", sagte Habeck am Rande seines Südafrika-Besuchs. Nun gehe es stärker auch um die Widerstandskraft der deutschen Wirtschaft. Nötig sei ein "Neustart" in den Beziehungen zu Afrika.

"Mit Afrika insgesamt haben wir so viel Handel wie mit Ungarn."

Tatsächlich findet der Handel mit dem Nachbarkontinent bislang nur in homöopathischen Dosen statt. "Mit Afrika insgesamt haben wir so viel Handel wie mit Ungarn", klagt Volker Treier, Außenwirtschaftschef beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag. "Nur leben in Ungarn zehn Millionen Menschen, in Afrika aber rund 1,3 Milliarden." Das zeige ein "Monsterpotenzial". Dennoch habe sich die deutsche Wirtschaft in der Vergangenheit auf Asien konzentriert, und dort vor allem auf China. "Man bedient dort mit einem Markt 1,4 Milliarden Menschen." In Afrika verteilten sich die 1,3 Milliarden auf 54 Länder. Allzu oft sei auch die Finanzwirtschaft zu zurückhaltend, wenn es um Investitionen in Afrika gehe.

Habeck, der mit einer Wirtschaftsdelegation für vier Tage im südlichen Afrika unterwegs ist, will nun gegensteuern. Man arbeite an einer Reform der Garantien für Exporte und Investitionen, um zusätzliche Anreize zu geben. Zwar hätten deutsche Firmen im vorigen Jahr 1,1 Milliarden Euro südlich der Sahara investiert. Dies mache aber weniger als ein Prozent aller Auslandsinvestitionen aus.

In keinem anderen Land der Region sind deutsche Firmen so aktiv wie im Gastgeberland Südafrika. Dessen Industrieminister Ebrahim Patel verlangte bei dem Treffen eine "grüne Industrialisierung" des Kontinents. Die Dynamik der afrikanischen Länder, mit einer jungen und zunehmend besser gebildeten Bevölkerung, werde häufig unterschätzt. Dennoch stehe Afrika zwar für 17 Prozent der Weltbevölkerung, aber nur für drei Prozent der globalen Wirtschaftsleistung. "Wir können besser sein", sagte Patel. So müsse der Kontinent, der begehrter Lieferant von Rohstoffen etwa für Batterien ist, auch selbst in die Zellfertigung einsteigen können - und schließlich in die Fertigung von Elektroautos. "Wir müssen verhindern, dass Afrika beim grünen Umbau der Wirtschaft zurückgelassen wird", warnte Patel.

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