Süddeutsche Zeitung

Afghanistan:US-Soldaten entgehen nach Koranverbrennung einer Anklage

Sechs US-Soldaten erhalten wegen der Verbrennung von Koran-Exemplaren in Afghanistan nur Disziplinarstrafen. Auch drei Marines, die eine Leiche geschändet haben sollen, werden nicht angeklagt. In Afghanistan könnten die Urteile als zu milde aufgenommen werden - und erneut Unruhen auslösen.

Sechs US-Soldaten, die mehr als 300 Korane verbrannt und drei Marines, die auf die Leichen von Taliban-Kämpfern in Afghanistan uriniert haben sollen, müssen nicht vor Gericht. Die sechs Soldaten und drei Marineinfanteristen würden nicht strafrechtlich angeklagt, sie erhielten stattdessen Disziplinarstrafen, teilten die US-Streitkräfte mit.

Einer der drei Marines hatte zugegeben, auf die Leiche eines Taliban-Kämpfers uriniert zu haben. Ein zweiter hatte sich schuldig bekannt, das Video aufgenommen zu haben, das international für Empörung gesorgt hatte. Ein dritter hatte gestanden, den Vorfall nicht gemeldet zu haben. US-Verteidigungsminister Leon Panetta und der afghanische Präsident Hamid Karsai hatten die Handlungen der Marines scharf verurteilt. Worin die Disziplinarstrafe besteht, wurde nicht mitgeteilt.

Die Untersuchung der Koranverbrennung in der US-Luftwaffenbasis Bagram habe ergeben, dass keine böswillige Missachtung des Korans oder eine Diffamierung des Islam vorgelegen habe. Der den Vorfall untersuchende General kam nach Angaben des Pressedienstes der US-Streitkräfte zu dem Schluss, dass fehlende Kommunikation, schlechte Führung und falsche Entscheidungen die Ursachen waren. Es sei der einfache Weg gewählt worden anstelle des richtigen Weges. Disziplinarstrafen können unter anderem Degradierungen, zusätzliche Dienste oder Soldkürzungen beinhalten.

Die New York Times zitiert Militär-Kreise mit der Aussage, das Urteil sei "nicht so milde wie es aussehen mag", da es für die Soldaten das Ende ihrer Karriere bedeuten könne. Nun warten die USA auf Reaktionen auf Afghanistan, wo die Koranverbrennung massive Proteste mit mehreren Toten ausgelöst hatte. Das Büro von Präsident Hamid Karsai wollte die Entscheidung prüfen und sich am Dienstag dazu äußern, sagte Präsidentensprecher Aimal Faisi.

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