Afghanistan:UN stellen Taliban Bedingungen

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Antonio Guterres bei UN-Gesprächen zu Afghanistan in Katar. (Foto: Karim Jaafar/AFP)

Generalsekretär Guterres verlangt von der Regierung in Kabul, Frauen- und Mädchenrechte zu achten - eine diplomatische Anerkennung des Regimes sei im Moment noch nicht denkbar. Allerdings wird das Reiseverbot für den bislang sanktionierten afghanischen Außenminister gelockert.

Von Tobias Matern, München

UN-Generalsekretär António Guterres hat die in Afghanistan herrschenden Taliban aufgefordert, die Rechte von Frauen und Mädchen zu respektieren. "Wir werden niemals schweigen angesichts von beispiellosen, systematischen Angriffen auf Frauen- und Mädchenrechte", sagte er am Dienstag nach einem zweitägigen Treffen von zahlreichen Afghanistan-Sondergesandten in Doha. Dass die Taliban UN-Mitarbeiterinnen die Arbeit verboten hätten, sei "inakzeptabel".

Guterres betonte nach den Gesprächen mit gut zwei Dutzend Diplomaten, die internationale Gemeinschaft strebe ein besser koordiniertes, gemeinsames Vorgehen im Umgang mit den Taliban an. Für eine diplomatische Anerkennung der De-facto-Herrscher in Afghanistan sei die Zeit noch nicht reif.

Zu den Teilnehmerstaaten gehörten neben Vertretern der USA und Deutschlands unter anderem auch China, Russland, Iran und die Europäische Union - es war das erste Mal seit der Machtübernahme der Taliban im Sommer 2021, dass sich so viele hochrangige Vertreter von zum Teil verfeindeten Regierungen zum Thema Afghanistan an einen Tisch gesetzt haben. Guterres betonte, dass angesichts der humanitären Not die von den UN koordinierte Hilfe "ein Rettungsanker für Millionen Afghanen" sei. Auch seien Terrororganisationen und der Drogenhandel eine massive Gefahr für die Stabilität Afghanistans.

Das Treffen hatten sowohl die Taliban als auch Vertreter der afghanischen Exilopposition scharf kritisiert. Die Islamisten, die zwar ein politisches Büro in Doha unterhalten, zu dem Treffen aber nicht eingeladen waren, kritisierten, dass Entscheidungen zu Afghanistan nur in Absprache mit ihnen getroffen werden sollten. Oppositionelle hatten davor gewarnt, dass eine diplomatische Aufwertung der Taliban zu Lasten des afghanischen Volkes gehen werde. Befeuert worden war diese Sorge durch Aussagen der UN-Vizegeneralsekretärin Amina Mohammed, die von "kleinen Schritten" in Richtung Anerkennung der Taliban gesprochen hatte, die man in Doha gehen könne.

Auch wenn die Taliban noch nicht in vollem Umfang diplomatisch anerkannt werden - sie betreten nun wieder verstärkt die internationale Bühne: Für Ende dieser Woche ist in Pakistan ein Treffen der Außenminister Chinas, Pakistans und Afghanistans geplant. Die UN-Sanktionen gegen den Taliban-Außenminister Amir Khan Muttaqi wurden dafür gelockert.

Die Taliban sind seit August 2021 wieder an der Macht in Afghanistan, sie haben wie bereits während ihres ersten Regimes von 1996 bis 2001 die Rechte von Frauen und Mädchen massiv beschnitten. Es gilt ein weitreichendes Arbeitsverbot für Afghaninnen. Schülerinnen dürfen in den meisten Teilen des Landes nur noch bis zur sechsten Klasse in die Schule gehen. Beobachter in Kabul rechnen nicht mit einem Kurswechsel der Islamisten, die sich nach ihrem Sieg über den Westen und der Regierungsübernahme im Recht sehen und keine Konzessionen machen wollen.

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