Afghanistan:Taliban übernehmen Kontrolle in Südost-Distrikten

Knapp zwei Jahre nach ihrem Sturz haben die radikalen Islamisten wieder die Herrschaft über Teile des Landes zurückgewonnen. Unterdessen hat die US-geführte Koalition in Ostafghanistan eine neue Offensive gestartet.

Wie der Vizegouverneur Mawlawi Mohammed Omar der in Pakistan ansässigen afghanischen Nachrichtenagentur AIP erklärte, hätte die Miliz bereits die Herrschaft über vier Distrikte der Provinz Sabul an der Grenze zu Pakistan übernommen. Dort, so Omar, gebe es bereits keinerlei staatliche Kontrolle mehr. Die Taliban versuchten zudem verstärkt, die Macht über die Provinzhauptstadt Kalat zu gewinnen.

Dort sei am Samstag vor dem Gouverneurssitz eine Bombe explodiert, Gouverneur Hafizullah Hashim sei jedoch unverletzt geblieben.

Die UN stuft die Provinz Sabul als "hoch riskant" ein. Mitarbeiter der Weltorganisation werden dort nicht eingesetzt.

Die afghanische Regierung selbst hatte kürzlich einen UN-Bericht über ein Wiedererstarken der Taliban in einigen Gebieten im Süden des Landes als "übertrieben" zurückgewiesen.

Operation "Mountain Resolve"

Die US-geführten Koalitionskräfte starteten unterdessen eine neue Offensive in Ostafghanistan. Ziel der Operation "Mountain Resolve" sei, Gegner der Koalition "zu zerstören und zu sprengen", teilten die US-Streitkräfte in ihrem Hauptquartier in Bagram nördlich von Kabul mit. An der Operation seien auch afghanische Soldaten beteiligt.

Bereits am Freitag seien Soldaten in die Provinzen Kunar und Nuristan nahe der pakistanischen Grenze geflogen worden, teilte das US-Militär weiter mit. In der Region wird der Kriegsherr Gulbuddin Hekmatyar vermutet, der wie die Taliban zum Dschihad (Heiligen Krieg) gegen die US-Truppen und die Zentralregierung in Kabul unter Präsident Hamid Karsai aufgerufen hat.

In den vergangenen Monaten ist es besonders im Südosten und Osten des Landes zu Kämpfen mit wieder erstarkten Taliban gekommen. In den vergangenen drei Monaten sind bei gewaltsamen Zwischenfällen mehr als 370 Menschen getötet worden, darunter Taliban-Kämpfer, afghanische Sicherheitskräfte, US-Soldaten, Mitarbeiter von Hilfsorganisationen und Zivilisten.

Nach Berichten von Mitarbeitern humanitärer Organisationen waren wenige Tage vor Beginn der Offensive die Verwaltungssitze der Zentralregierung in den beiden Orten Watapo und Want angegriffen worden. Hinter dem Angriff stehe eine Koalition aus Hesb-i-Islami, der radikalislamischen Miliz von Gulbuddin Hekmatjar, mit Kämpfern der Taliban und al-Qaida. Nuristan zählt zu den unwegsamsten Provinzen des Landes.

Die Bewohner sind in der Mehrheit fundamentalistische Wahhabiten. Entsprechend groß ist ihre Unterstützung für Hekmatjar. Die in der Nachbarprovinz Kunar stationierten US-Truppen meiden Nuristan in der Regel; ihren nächstgelegenen Stützpunkt in Barikot hatten sie erst vor knapp einem Monat aufgegeben.

(sueddeutsche.de/dpa/AFP)

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