Afghanistan:Taliban überfallen UN-Gästehaus in Kabul

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Radikalislamische Taliban haben ein Gästehaus der Vereinten Nationen in Kabul gestürmt und mindestens sechs UN-Mitarbeiter getötet.

Taliban-Kämpfer sind in ein UN-Gästehaus im Herzen von Kabul eingedrungen und haben neun Menschen getötet, darunter sechs Mitarbeiter der Vereinten Nationen. Neun weitere UN-Mitarbeiter wurden verletzt.

Afghanische Sicherheitskräfte bringen einen verwundeten Ausländer aus der Gefahrenzone (Foto: Foto: AFP)

Unter den Verletzten ist nach afghanischen Angaben möglicherweise auch ein Deutscher. In Berlin wurde dies aber zunächst nicht bestätigt. Eine Sprecherin des Auswärtigen Amts erklärte: "Nach derzeitigem Kenntnisstand sind keine Deutschen betroffen."

Stichwahl soll torpediert werden

Mit dem Blutbad im Herzen der afghanischen Hauptstadt machten die Fundamentalisten ihre Drohung war, die Vorbereitungen für die Präsidentschaftsstichwahl in einer Woche zu torpedieren. UN-Afghanistan-Chef Kai Eide bekräftigte aber umgehend, die Vereinten Nationen würden das Land nicht im Stich lassen.

Drei mit Sprengstoffwesten und Schnellfeuergewehren bewaffnete Extremisten hatten am frühen Morgen das von den UN genutzte Gästehaus gestürmt. Bei dem Gefecht kamen neben den neun Ermordeten auch die drei Angreifer ums Leben.

Wenig später traf eine Rakete den Präsidentenpalast, eine andere Rakete schlug in einem von vielen Ausländern genutzten Hotel in der afghanischen Hauptstadt ein. Sie explodierte aber nicht.

"Das war unser erster Angriff"

Ein Taliban-Sprecher bekannte sich im Namen der Aufständischen zu den Anschlägen. Er erklärte, man habe alle gewarnt, die an der Durchführung der Stichwahl zwischen Amtsinhaber Hamid Karsai und dem Ex-Außenminister Abdullah Abdullah am 7. November mitarbeiteten. "Das war unser erster Angriff", sagte er.

In einer Erklärung der schwedischen EU-Ratspräsidentschaft hieß es aus Stockholm, die Union sei "schockiert und bestürzt über diesen abscheulichen Terrorakt". Die EU stehe weiter hinter der UN-Mission in Afghanistan.

Auch die USA zeigten sich "geschockt" über den "brutalen Angriff auf unsere internationalen Partner und Freunde". In einer Mitteilung der amerikanischen Botschaft hieß es, die USA hielten an ihrer Unterstützung für das afghanische Volk und den Wahlprozess fest.

© dpa/AP/Reuters/jab - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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