Afghanistan:Taliban verbieten weiblichen Angestellten von Hilfsorganisationen, zur Arbeit zu kommen

Afghanistan: Einige Frauen in Kabul haben in den vergangenen Tagen gegen den Anschluss an den Universitäten protestiert.

Einige Frauen in Kabul haben in den vergangenen Tagen gegen den Anschluss an den Universitäten protestiert.

(Foto: Getty Images/Getty Images)

Erst vor wenigen Tagen haben die radikalislamischen Machthaber in Kabul Studentinnen von Universitäten ausgeschlossen, nun schränken sie die Freiheit von Frauen noch weiter ein.

Die radikal-islamischen Taliban in Afghanistan schränken die Rechte von Frauen erneut ein. Das Wirtschaftsministerium wies am Samstag alle Hilfsorganisationen im Land an, ihren Mitarbeiterinnen zu untersagen, zur Arbeit zu kommen. Das gelte für alle in- und ausländischen Nichtregierungsorganisationen, erklärte das Wirtschaftsministerium.

Die weiblichen Angestellten dürften vorerst nicht arbeiten, weil sich einige von ihnen nicht an die Auslegung der islamischen Kleiderordnung für Frauen gehalten hätten, sagte ein Sprecher. Erst vor wenigen Tagen hatten die Taliban mit sofortiger Wirkung die Studentinnen des Landes von den privaten und öffentlichen Universitäten ausgeschlossen.

Die Islamisten sind in Afghanistan seit August 2021 wieder an der Macht. Ihre Regierung wird international nicht anerkannt und ist mit Sanktionen belegt. Inwieweit die Anordnung vom Samstag auch für Organisationen der Vereinten Nationen gilt, die in Afghanistan stark vertreten sind, blieb zunächst offen. Der Sprecher sagte, das Verbot gelte für Organisationen, die unter der afghanischen Koordinierungsbehörde Acbar arbeiteten. Das umfasst rund 180 örtliche und internationale NGOs, nicht aber die UN. Allerdings vergeben die Vereinten Nationen Aufgaben oft an in Afghanistan registrierte Organisationen.

Das UN-Büro für humanitäre Angelegenheiten kündigte an, ein Gespräch mit der Taliban-Führung führen zu wollen, um mehr Klarheit zu gewinnen. Hilfsanbieter erklärten, weibliche Mitarbeitende seien oft auch deshalb wichtig, damit Frauen Zugang zu Hilfe bekämen. Die humanitäre Unterstützung ist aber auch für Millionen anderer Afghanen von Belang. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung ist nach Angaben des Internationalen Rettungskomitees auf Hilfe angewiesen.

US-Außenminister Antony Blinken erklärte auf Twitter, er sei "zutiefst besorgt", dass der Schritt "die lebenswichtige und lebensrettende Hilfe für Millionen von Menschen unterbrechen wird". Die Entscheidung könne für das afghanische Volk "verheerend" sein."

Ramiz Alakbarov, stellvertretender Afghanistan-Sonderbeauftragter der Vereinten Nationen, sagte, die neue Anordnung sei ein klarer Verstoß gegen humanitäre Grundsätze. Norwegens Außenminister Paul Klouman Bekken twitterte, der Schritt sei nicht nur ein Schlag gegen die Rechte der Frauen, "sondern wird auch die humanitäre Krise verschärfen und die schwächsten Afghanen treffen". Das Verbot müsse sofort aufgehoben werden.

Bereits der Schritt der Taliban zu Wochenbeginn, die Studentinnen des Landes mit sofortiger Wirkung von den Universitäten auszuschließen, hatte zu scharfer Kritik geführt. Die USA und Großbritannien verurteilten das Vorgehen während einer Sitzung des UN-Sicherheitsrats. "Die Taliban können nicht erwarten, ein legitimes Mitglied der internationalen Gemeinschaft zu werden, so lange sie nicht die Rechte aller Afghanen respektieren, insbesondere die Menschenrechte und die Grundfreiheit von Frauen und Mädchen", hatte der US-Vertreter Robert Wood gesagt. Kleinere Gruppen afghanischer Frauen hatten zur Wochenmitte gegen das Verbot offen demonstriert.

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