Rede des US-Präsidenten:Obama will 33.000 Soldaten aus Afghanistan abziehen

Der amerikanische Präsident erspäht das "Licht eines sicheren Friedens" in Afghanistan. Deshalb will Barack Obama bis September 2012 ein Drittel der US-Soldaten aus dem Land abziehen. Seine Begründung: Die Truppen hätten al-Qaida entscheidend geschwächt - unter anderem durch den Tod Osama bin Ladens. Vor allem aber steht Obama im eigenen Land wegen des Militäreinsatzes unter Druck.

US-Präsident Barack Obama leitet nach fast zehn Jahren Krieg den Truppenabzug aus Afghanistan ein. In einer Rede an die Nation kündigte er an, bis zum Sommer nächsten Jahres 33.000 Soldaten aus dem zentralasiatischen Land abzuziehen. Das entspricht einem Drittel der dort stationierten US-Truppen. Bereits in diesem Jahr soll der Truppenumfang um 10.000 schrumpfen.

Seine Entscheidung stützte Obama insbesondere auf deutliche Fortschritte im Kampf gegen die al-Qaida-Terroristen, die Afghanistan lange als Operationsbasis benutzt hatten. Auch dass Ende nächsten Jahres in den USA Präsidentschaftswahlen stattfinden, dürfte eine Rolle spielen. Obama bewirbt sich um eine zweite Amtszeit, ist aber angesichts der hohen Kriegskosten, der schwachen Wirtschaft und immensen Staatsverschuldung im eigenen Land unter Druck geraten, die Afghanistan-Soldaten zügig nach Hause zu bringen.

Zurzeit sind etwa 100.000 US-Soldaten am Hindukusch im Einsatz. Der Abzug von 33.000 Soldaten entspricht der Zahl, um die Obama die US-Truppen in Afghanistan im September 2009 aufgestockt hatte, um die Gewalt im Land einzudämmen.

In seiner Rede erklärte er nun, die USA müssten sich mehr auf sich selbst konzentrieren. "Es ist Zeit, an der eigenen Nation zu bauen." Zugleich erteilte er Rufen nach amerikanischem Isolationismus eine Absage. Stattdessen warb er für internationale Zusammenarbeit bei Krisen wie derzeit im Fall Libyen.

"Wir beginnen diesen Truppenabbau von einer Basis der Stärke aus", sagte Obama. "Al-Qaida steht unter mehr Druck als je zuvor seit dem 11. September." Die Terrororganisation habe bereits Schwierigkeiten, getötete Kader zu ersetzen. Zusammen mit Pakistan sei es gelungen, die Hälfte der Al-Qaida-Führung auszuschalten. "Und dank unserer Geheimdienstfachleute und Spezialeinheiten haben wir Osama bin Laden getötet, den einzigen Führer, den al-Qaida jemals gekannt hat", sagte Obama. Der Präsident hob zudem die "ernsten Verluste" hervor, die die radikalislamischen Taliban erlitten hätten.

Er verwies auch auf Fortschritte beim Aufbau der afghanischen Sicherheitskräfte, denen USA und Nato bis Ende 2014 die Verantwortung für die Sicherheitslage im Land übertragen wollen. Auch wenn es in Afghanistan noch "dunkle Tage" geben werde, erscheine in der Ferne das "Licht eines sicheren Friedens".

Vor der Ansprache hatte der US-Präsident führende Politiker in der Region, allen voran den afghanischen Präsidenten Hamid Karsai, über seine Pläne informiert. Er telefonierte auch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel. Bei einem Nato-Gipfel Mitte Mai nächsten Jahres in Chicago will der Präsident mit seinen Verbündeten über die weitere Afghanistan-Strategie beraten.

Bundesaußenminister Guido Westerwelle begrüßte Obamas Abzugspläne. Zu Beginn seines Besuchs im Sudan sprach er von einem "klaren Bekenntnis der USA zu der international vereinbarten Strategie". Deutsches Ziel bleibe es, zum Ende dieses Jahres mit dem Abzug der Bundeswehr zu beginnen. Auf eine konkrete Angabe zur Zahl der deutschen Soldaten, die Afghanistan dann verlassen werden, legte sich der FDP-Politiker weiterhin nicht fest.

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