Afghanistan: Offensive gegen Taliban:Mit "überwältigender Gewalt"

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Operation "Muschtarak" gestartet: 15.000 internationale und afghanische Soldaten rücken im Süden Afghanistans gegen Aufständische vor. Ziel ist die Einnahme der strategisch wichtigen Taliban-Hochburg Mardscha.

Bei der größten Offensive gegen die Taliban seit dem Sturz ihres Regimes in Afghanistan rücken seit Samstag 15.000 Soldaten gegen die Aufständischen im Süden des Landes vor.

Britische Soldaten kurz vor Beginn der Operation "Muschtarak" im Süden Afghanistans. (Foto: Foto: Reuters)

Unter Führung der afghanischen Sicherheitskräfte beteiligten sich an der Operation "Muschtarak" ("Gemeinsam") Soldaten aus den USA, Großbritannien, Dänemark, Estland und Kanada, teilte die Internationale Schutztruppe Isaf mit. Ziel sei, die Taliban aus ihrer Hochburg Mardscha in der Provinz Helmand zu vertreiben.

Wichtigstes Handelszentrum für Rohopium

Britische Soldaten seien am Samstag in Gefechte mit den Taliban verwickelt gewesen, hieß es aus dem Verteidigungsministerium in London. Die Truppen würden mit "überwältigender Gewalt" gegen jene Aufständischen vorgehen, die das Angebot der Regierung nicht annehmen, sich zu reintegrieren und sich in den politischen Prozess einzugliedern, teilte die Isaf weiter mit. Die Soldaten würden sich besonders darauf konzentrieren, die Zivilbevölkerung zu schützen.

Vor Beginn der seit Tagen angekündigten Offensive waren zahlreiche Zivilisten aus Mardscha und der Umgebung in die Provinzhauptstadt Laschkarga geflohen. Mardscha ist derzeit unter vollständiger Kontrolle der Taliban und Afghanistans wichtigstes Handelszentrum für Rohopium. Die Taliban finanzieren sich auch über den Drogenhandel.

Die US-Einheiten rückten mit Hubschraubern und Panzerfahrzeugen vor, meldete der Fernsehsender CNN. US-Militärs befürchteten, dass die Taliban das Gelände verminen könnten. Die vorrückenden Truppen "gehen davon aus, dass ausländische Taliban-Kämpfer bis zum Tode kämpfen werden", berichtete CNN. Von lokalen Rebellen werde hingegen eher erwartet, dass sie sich absetzen und flüchten. "Wir werden den Feind verfolgen und sie zur Verantwortung ziehen", zitierte der Sender den afghanischen General Mohiyiden Ghori.

US-Brigadegeneral Lawrence Nicholson sagte laut Washington Post: "Wir werden Mardscha den Taliban wegnehmen." Das könne "zu einer grundlegenden Veränderung in Helmand" und möglicherweise in ganz Afghanistan führen. Der britische Brigadegeneral James Cowan sagte, die Operation werde den Anfang vom Ende des Aufstands bedeuten. An dem Militärschlag nehmen rund 1200 britische Soldaten teil, sagte eine Sprecherin des Verteidigungsministeriums in London.

Sprengsätze rund um Mardscha

Stunden vor Beginn der Operation um zwei Uhr Ortszeit hätten eine unbemannte Drohne und Apache-Kampfhubschrauber Aufständische angegriffen, die Sprengfallen anlegten und Waffen zur Abwehr von Luftangriffen installierten. Elf Extremisten seien getötet worden, schrieb die Washington Post.

Bereits vor Beginn der Offensive hatte der Taliban-Sprecher Kari Jussif Ahmadi gedroht, die Aufständischen würden Mardscha verteidigen und hätten rund um die gleichnamige Distrikthauptstadt Sprengsätze platziert.

In der Taliban- Hochburg verschanzen sich den Angaben zufolge etwa 1000 Kämpfer. CNN zeigte Bilder, wie US-Truppen mit schwerem Gerät vorrückten. Der Bezirk Mardscha in der südafghanischen Provinz Helmand ist vollständig in der Gewalt der radikal-islamischen Taliban. In dem Gebiet leben mehr als 120.000 Menschen, allein die Einwohnerzahl der gleichnamigen Bezirkshauptstadt Mardscha wird auf rund 80.000 geschätzt.

US-Präsident Barack Obama hat für dieses Jahre eine massive Eskalation des seit Ende 2001 andauernden Krieges angekündigt und rund 30.000 zusätzliche US-Truppen in Bewegung gesetzt.

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