Süddeutsche Zeitung

Afghanistan:Schwangere Neuseeländerin darf nach Hause

Neuseelands Regierung will die schwangere Journalistin Charlotte Bellis, die in Kabul festsitzt, nun doch einreisen lassen - allerdings nicht aufgrund ihrer Schwangerschaft.

Von Felix Haselsteiner

Nach tagelangen, öffentlich geführten Debatten hat die schwangere Journalistin Charlotte Bellis von der neuseeländischen Regierung eine Sonder-Einreisegenehmigung erhalten. Man habe sich den Fall noch einmal angesehen, sagte der stellvertretende Premierminister des Landes, Grant Robertson, in einem Statement am Dienstag. Es gäbe nun einen Platz für sie und ihren Partner. Bellis nahm das Angebot der Regierung an und wird nun im März nach Neuseeland zurückkehren können, um dort ihr Kind zu bekommen.

Der Fall der neuseeländischen Journalistin, die sich derzeit in Kabul aufhält, hatte in den vergangenen Tagen für eine internationale Debatte über Neuseelands Einreisesystem gesorgt. Neuseeländische Staatsangehörige benötigen bei der Einreise einen Platz in einem Hotelzimmer, um dort in Quarantäne zu gehen, die Plätze werden aufgrund knapper Kapazitäten jedoch in einem Losverfahren vergeben.

Bellis scheiterte bei der Verlosung und bewarb sich aufgrund ihrer Schwangerschaft um eine Sondergenehmigung, die allerdings abgelehnt wurde. Dies ist auch weiterhin der Fall: Die nun garantierte Einreise im März ist für Bellis aufgrund ihrer Lebensumstände in Afghanistan möglich, nicht aber aufgrund ihrer Schwangerschaft.

Auch deshalb äußerte Bellis sich weiterhin kritisch: "Leider schafft es die Regierung weiterhin nicht, zu akzeptieren, dass eine Geburt kein planbares Ereignis ist", sagte sie in einem Statement ihrerseits. Ihr Fall löse daher auch nicht das grundsätzliche Problem für schwangere Neuseeländerinnen, die keine Sondergenehmigungen erhalten und ihre Kinder im Ausland zur Welt bringen müssten.

Recherchen neuseeländischer Medien bestätigten das inzwischen: Zwischen Ende Oktober 2020 und Oktober 2021 habe es 229 solche Anfragen gegeben, von denen nur 23 stattgegeben wurden, ermittelte der New Zealand Herald. Ende des vergangenen Jahres habe sich die Regierung zudem bewusst dagegen entschieden, die Situation von schwangeren Bürgerinnen zu verbessern. Es handele sich bei einer Schwangerschaft nicht um einen Notfall, sagte der Chef des MIQ-Programms (managed isolation and quarantine), Chris Bunny.

Der innenpolitische Druck auf die Regierung von Premierministerin Jacinda Ardern hatte nach Bekanntwerden von Bellis' Fall in den vergangenen Tagen immer mehr zugenommen - und hat womöglich auch Folgen für die Quarantänepolitik. Am Donnerstag werde man sich zu einem Plan äußern, mit dem man Neuseeland wieder dem Rest der Welt öffnen wolle, war von Seiten der Regierung zu hören.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5519531
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ/mcs
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.